Mein Herr und Heiland

Drei Sonette

Empfängnis

Mein Herr und Heiland,  in die Welt gekommen,
Noch in Marias Leib und nicht erkennbar,
Der Ungeschaffne vom Geschöpf nicht trennbar,
Ihr selbst bewusst,  doch noch nicht wahrgenommen!

Und Dir noch unbewusst das eigne Sein,
Ganz Mensch und doch sich selbst ganz unbekannt,
Ganz Gott und allen Menschen zugewandt,
Vollkommnes Menschenkind, noch zellenklein!

So winzig klein ist jeder Mensch gewesen,
So groß an Liebe nie ein Mensch geworden
Wie Du, der Herrscher aller Ewigkeit.

Du Menschenopfer, von Dir selbst erlesen,
Für dieser Menschheit Hochmut, Trug und Morden:
Zu diesem Opfer war nur Gott bereit.

Advent

Mein Herr und Heiland, noch vom Muttersegen
Behütet und genährt, in ihr geborgen,
Bewegt von ihrer Freude, ihren Sorgen,
Wächst Du der Ankunft in der Welt entgegen.

Noch lebst Du mühelos und ohne Zwänge.
Schon kannst Du Deiner Mutter Lieder hören,
Und nichts kann dieses tiefe Trauen stören –
Doch spürst Du schon des ersten Raumes Enge.

Ein kleiner Mensch wie andre Menschen sind,
Die vielen nichts und manchen alles gelten:
So machtlos hat der Herr sich selbst gemacht!

Unendlich großer Gott und kleines Kind,
Im Mutterleib und über allen Welten –
Dies Wunder wird zu unserm Heil vollbracht.

Weihnacht

Mein Herr und Heiland,  in dem Stall geboren,
In einem Futtertrog auf Stroh gebettet:
So arm der König, der die Welt errettet,
Die reiche Welt, die ohne Ihn verloren!

Die ersten Gäste: Hirten, die nicht schreiben
Und deren Zeugnis nichts gilt vor Gericht.
Ein Engel brachte ihnen Wort und Licht,
Nun werden Hirten immer Beter bleiben.

Maria wickelt Dich in Windeln, stillt
Und wiegt Dich in den Schlaf auf ihren Armen,
Und Joseph sorgt für Wasser und für Feuer.

Viel mehr als nur ein rührend schönes Bild:
Der starke Gott will schwach sein aus Erbarmen,
Ist Mensch und zahlt der Menschen Sünden teuer.

© Claudia Sperlich

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About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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