Fragen, Mündigkeit, Gehorsam

Jesus ist plötzlich weg.
Die Pilgerschar ist groß,  der Jugendliche weiß,  wo es langgeht,  und hat sicher Freunde,  und so machen sich Maria und Joseph erst einmal keine Sorgen. 
Das deutet auf ein gutes,  vertrauensvolles Verhältnis in der heiligen Familie hin. Maria und Joseph trauen ihrem Zwölfjährigen etwas zu. Er wird, nach der Sitte der Zeit, schon von seinem Pflegevater zum Handwerker ausgebildet und hat wohl schon oft längere Wege zurückgelegt.
Als es Abend wird,  ist Er immer noch nicht da. Jetzt bekommen sie Angst. Obwohl sie erschöpft sind, kehren sie um und gelangen spät in der Nacht wieder nach Jerusalem.  Keiner hat den Jungen gesehen. 

Nach drei Tagen, vermutlich mit wenig Schlaf,  finden sie Ihn im Tempel, umringt von Gesetzeslehrern,  die über seine klugen Fragen staunen.  Das ist eine Bar Mitzwa,  die religiöse Mündigsprechung eines jüdischen Knaben, die eigentlich erst bei Dreizehnjährigen vorgenommen wird und sicher in der Regel nicht spontan,  ohne die Eltern und ein Jahr zu früh stattfindet.
Der junge Jesus zeigt öffentlich,  daß es Ihm Ernst ist mit dem Glauben. Der Tempel ist Sein Vaterhaus, die religiöse Mündigkeit beweist Er mit Bravour.

Es gibt keinen Familienkrach,  nur eine noch unverstandene Antwort auf die Frage,  was das denn sollte. Jesus geht nach diesem Ereignis mit Mutter und Pflegevater nach Hause und ist ihnen gehorsam.

Verständige Fragen,  nicht nur Antworten, sind Zeichen der religiösen Mündigkeit.  Und Gehorsam,  nicht nur Eigenständigkeit,  ist ihre Folge. Nicht nur bei Jugendlichen.

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About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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