Melodie: Herr, Dir ist nichts verborgen (GL 428)
Das Kreuz hast Du getragen
zum Heil der ganzen Welt.
Ans Kreuz bist Du geschlagen
als unser Lösegeld.
Hast Angst und Hohn und Qual,
den Foltertod erlitten.
Für uns, die so zerstritten,
starbst Du aus freier Wahl.
Zwei andre Kreuze tragen
zwei Räuber, die voll Hohn
Dir noch im Sterben sagen:
„Nun hilf uns, Gottessohn!”
Da sieht der eine Dich
als Weg zu neuem Leben:
„Wird Dir das Reich gegeben,
Herr Jesus, denk an mich!”
Ihm sagst Du zu: „Noch heute
wirst du mit Mir dort sein!”
Wer seine Schuld bereute,
geht in das Leben ein.
Vor Deinem Kreuz will ich
die Sünden eingestehen,
zu Dir um Heilung flehen
und ganz vertrau’n auf Dich.
© Claudia Sperlich



Damit hatte ich schon Verständnisschwierigkeiten: Lösegeld? Das zahlt
man zur Befreiung eines Gefangenen. Wer ist der Gefangene? Und von wem
gefangen? Inwiefern sind die Indigenen im Amazonas und von wem gefangen?
Ich sehe die Bedeutung des Kreuzestodes anders: Er ist die Anwort auf
das Theodizeeproblem. Matth 27, 41 f., Mk 15,30, Lk 23, 40 sagen nichts
über die Motive Jesu. Dieses „Gehorsam bis zum Tod“ ist nachträgliche
Interpretation.
Er konnte gar nicht vom Kreuz herabsteigen. Das wäre Verrat an der
Schöpfung gewesen. Gott hat sich in ihm den Geschöpfen gleichgestellt,
wurde Teil der eigenen Schöpfung. Das bedeutet, ihm erging es in dieser
Eigenschaft nicht anders, als den Sklaven des Spartakusaufstandes, die
alle der Reihe nach an der Via appia gekreuzigt worden sind.
Das bedeutet, Gott kann seinen Sohn nur um den Preis retten, dass er die
Schöpfung umgestaltet, sodass die Feinde Jesu, die ihn dann ermordeten,
zu frommen, den Nächsten Liebenden Menschen werden. Das AT schildert
einen solchen Versuch in dem Mythos von der Sintflut. Alle Bösen werden
vernichtet, nur ein Guter bleibt übrig. Aber an der geistigen Verfassung
des Menschen wurde nichts geändert. Daran hat auch Jesu Tod nichts
geändert. Aber er hat die Ἀνάγκη oder Τύχη in keiner Weise beeinflusst.
Sein Tod demonstriert das Ausgeliefertsein des Menschen an den Gang der
Welt. Lukas zeigt dann den Ausweg in den Worten des „guten“ Schächers.
Der Tod beendet das Ausgeliefertsein. In der göttlichen Sphäre gibt es
keine Ἀνάγκη oder Τύχη. Das wird durch die Auferstehung Jesu sinnhaft
dargestellt.
Die Theodizeefrage, warum Gott das Leid zulässt, beantwortet Jesus durch
die eigene Unterwerfung unter die Ἀνάγκη oder Τύχη.
LikeLike
Ich orientiere mich da lieber am der Bibel als an Ihnen. Ja, wir *sind* Gefangene, so lange wir nicht Jesu Geschenk annehmen, der uns in der Tat freigekauft hat aus der Knechtschaft des Bösen. Ich habe kein Problem damit, vom Messias persönlich freigekauft zu sein. (Ein extrem großes Problem hätte ich, wenn es nicht so wäre.)
Vielleicht versuchen Sie es mal mit der Erwägung, daß die Kirche weiser ist als Sie und ich zusammen.
LikeLike
Die Kirche kann nicht weise sein. Weise können nur Personen sein.
Deshalb können Sie und ich zusammen nicht weise sein, sondern entweder
Sie oder ich oder jeder für sich. Und was als „Weisheit der Kirche“
genannt wird, ist in Wahrheit die Weisheit ganz konkreter individueller
Personen, Kirchenväter, Augustinus, Thomas v. A. Die Naturrechtslehre
der Kirche, die hauptsächlich zur Einhegung der Sexualität bemüht wird,
wurde zu einer Zeit entwickelt, in der man von der Natur so gut nichts
wusste, aber glaubte, aus ihr eine Ethik entwickeln zu können.
Und Sie orientieren Sich an der Bibel? Lk 14,23. Ich hab’s ja nicht
geglaubt, aber die Übersetzungen bieten eine beschönigende und falsche
Übersetzung „nötigen“. Da steht aber Ἀνάγκη = körperlicher Zwang und
nicht nur dringliche Überredung. Die letzten Gäste sollen also zum
Gastmal geprügelt werden. Das lag der Schwertmission zugrunde. Der
heilige (damals hatte der Papst die Heiligspechung noch nicht
monopolisiert) Karl der Große hat aufgrund dieser Bibelstelle die
unbotmäßigen Sachsen abgeschlachtet. „Willst Du nicht katholische sein,
schlag ich dir den Schädel ein“. Taufe oder Tod war die Deviese der
allzeit „weisen“ Kirche.
Ich gebe meine Vernunft nicht an der Garderobe ab. Ich orientiere mich
daher nur begrenzt und kritisch an dem, was die zweite oder dritte
Generation nach Jesus in den Evangelien theologisch vermitteln wollte.
Zum Beispiel: Jesus am Ölberg lässt nacheinander seine Jünger zurück.
Sein Gebet hat niemand mitbekommen, nicht einmal sein Zittern und Zagen.
Das gleiche gilt für das Vieraugengespräch mit Pilatus. Überliefert wird
aber fast ein Wortprotokoll.
Und: Ein Gefangener spürt ja die Begrenzung seiner
Handlungsmöglichkeiten. Das ist ja das Wesen einer Gefangenschaft. Die
Hebräer in ägyptischer Gefangenschaft als Sklaven. „Wir sind gefangen“
ist eine Worthülse. Woran machen sie das fest? Wo können Sie nicht tun,
was Sie tun wollen? Erinnert mich an meine Cousine (Ärztin), die, als
ich mal verschiedene Weine getrunken hatte, sagte: „Und jetzt hast du
Kopfschmerzen!“ Ich erwiderte: „Nö, ich spüre nichts dergleichen.“
Darauf sie: „Doch, du hast Kopfschmerzen, du merkst es nur nicht.“
Entwaffnend.
Aber, wie dem auch sei: Bei vielen konservativen Katholiken gilt das
gleiche, wie bei den Pythagoreern: Αὐτὸς ἔφα – er selbst hat es gesagt –
beendet eine Diskussion dadurch, dass betont wird, die Behauptung stamme
von einer Autorität, hier der Kirche ganz allgemein. So bin ich halt
nicht gestrickt.
LikeLike
Sie haben für mich in einer Facebook-Diskussion das schöne Wort „Bastakatholikin“ erfunden. Als solche blockiere ich Sie jetzt wirklich. Sie sind eine unerträgliche Nervensäge, was der höflichste Ausdruck ist, der mir einfällt.
Der wundervolle paulinische Rat „ertragt einander in Liebe“ darf auch mal interpretiert werden als „betet füreinander, aber geht euch lieber aus dem Weg, ehe es zu echten Kränkungen kommt“.
LikeLike
Vollkommen richtig ist Ihre Reaktion der Sperrung dieses Posters, sehr geehrte Frau Sperlich.
Man braucht sich als gläubiger Katholik auf einem katholischen Blog solche Unverfrorenheiten nicht anzuhören.
Frühere Generationen sind keineswegs geistig-geistlich minderbemittelt gewesen, wie der betr. Poster uns hier angesichts seiner Ablehnung der Naturrechtslehre weismachen will.
Unverschämt und dreist wird die Autorität der Bibel und des 2 Jahrtausende alten kirchl. Lehramts in Zweifel gezogen und gar einzelne Bibelstellen wie Jesus Worte in der Ölbergstunde oder sein Gespräch mit Pilatus wg. angeblich keiner dabeigewesener Zeugen.
Dabei waren die Jünger am Ölberg ja nicht von Anfang an eingeschlafen und bei dem Verhör durch Pilatus waren mindestens die Wachsoldaten anwesend, wahrscheinlich noch viel mehr Personen (Gerichtsschreiber o.ä.). Außerdem könnte auch der auferstandene Herr durchaus später den Aposteln berichtet haben.
LikeGefällt 1 Person
Es ist auch nicht gesagt, wie fest die Jünger schliefen. Draußen, nicht weit von Jerusalem, um die Zeit des Pessach, ist es abends noch empfindlich kühl. Da schlummert man nicht unbedingt wie ein Baby. Da kann man von einem Aufschluchzen, einem lauten Gebet, durchaus wach werden.
LikeLike
Ich stimme Ihnen voll zu, sehr geehrte Frau Sperlich.
Jesus Christus ist auferstanden! Frohe Ostern!
LikeGefällt 1 Person
Er ist wahrhaft auferstanden! Halleluja!
LikeLike