Zur Begriffsklärung: Die lateinische Vorsilbe re- bedeutete nicht „neu“, sondern „zurück“. Von neuem, nicht völlig neu! Eine Reformation ist im Wortsinn eine Rückbildung auf einen einstigen, als vollkommen empfundenen Zustand.
Ich fände es gut, die Kirchenspaltung zu beenden. Das geht nun mal nicht, geschehen ist geschehen. Aber was man wirklich reformieren kann und soll in der Konfession, der man als Christ angehört, ist die Treue zum Evangelium.
Also: Von neuem ernst nehmen und bejahen, dass Gott ein Gott der Lebenden ist und nicht der Toten – dass also das Menschenleben unbedingt zu schützen ist.
Von neuem künden, dass Jesus der Herr ist und Sein Wort unbedingt und immer gilt, auch wenn es gerade nicht in den Kram der Welt passt.
Von neuem vertrauen, dass die Heiligen wirklich sind, dass jeder Christ zur Heiligkeit berufen ist und dass der Tod als Übergang verstanden werden muss – im günstigen Fall als Übergang zum ewigen Leben in Freude und Heiligkeit.
Von neuem sich klarmachen, dass zu den Letzten Dingen auch die Hölle gehört, die absolute, unumkehrbare Trennung von Gott, von Freude und von Liebe.
Von neuem daran nicht verzweifeln, sondern an Gottes Güte und Erbarmen glauben.
Von neuem einsehen, dass wir alle Sünder sind und ohne Sein Erbarmen alle verloren wären, dass wir aber mit Seiner Hilfe und Führung gerettet werden können und sogar in diesem Leben Fortschritte in der Liebe, Geduld und Menschlichkeit machen können. Dass wir heute besser werden können als wir gestern waren, aber nicht besser als der Nachbar ist.
Von neuem glauben, was das Credo sagt, und zwar ohne Abstriche.
Von neuem einfach an Jesus Christus glauben, auf Ihn hoffen und Ihn lieben, Seinem Wort vertrauen und die Prioritäten richtig setzen.



Wie wahr! Leider es ist im aktuellen Verständnis genau umgekehrt. Diejenigen, die den Glauben erneuern möchten, gelten als reformunwillig. Wer aber in der Lehränderung die Zukunft der Kirche sieht, gilt als wirklicher Reformer.
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Dennoch gibt es auch in Deutschland neue, frische und kirchentreue Bewegungen de Frömmigkeit. Und die werden sichlänger halten als synodale Irrwege.
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Ja, davon bin ich ebenfalls überzeugt. Und das macht mir Hoffnung. Leider stößen diese Bewegungen nicht auf ungeteilte Freude. Man begegnet oft mit Argwohn, was dem eigenen nüchtern-funktionalen Kirchenverständnis widerspricht. Mögen diese Aufbrüche dennoch wachsen und gedeihen.
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Durch menschliche Schwächen und bibelwidrige Ziele mancher ihrer führenden Vertreter verlor die Kirche im Laufe der Zeiten an Ansehen, so dass es schon vor Jahrhunderten Reformversuche gab. An einen von ihnen denken evangelische Christen am heutigen Tage. Die Versuche führten zur Verfolgung und Vernichtung sogenannter Ketzer und zu lokalen wie länderübergreifenden Kriegen, von denen der Dreißigjährige der schlimmste und am längsten dauernde war. Teile der Reformbewegungen setzten sich weltweit bis in die Gegenwart durch. Die seinerzeit entstandene Kirchenspaltung dauert an.
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Allerdings war bei allen „Religionskriegen“ der Glaube stets vorgeschoben. Es ging regelmäßig um Macht.
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Wenn Sie schreiben, diese Reformationsbewegungen setzten sich bis in die Gegenwart durch, komme ich etwas ins Grübeln. Ich bin mir nicht sicher, was entsprechend der einstigen Motivation heute noch als Reformationsbewegung gelten kann.
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Ja. Und auch: Von neuem einsehen, daß wir zwar Sünder, *aber* auch (und zwar weiterhin und trotzdem) von Natur aus gute Geschöpfe sind, was ja die Tragik der Sünde erst ausmacht. Der Mensch wird, bei der Erlösung, wirklich erlöst, nicht eine monströse Person durch eine ganz andere gute Person, die mit ersterer gar nichts zu tun hat, ersetzt, und schon gar nicht dem Monster bloß ein ansehnlicher Mantel übergeworfen.
Und dafür muß man dann halt katholisch bleiben werden, weil der klassische Protestantismus dem entschieden und bewußt widerspricht.
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Noch was: Doch, man kann schon besser werden als der Nachbar jetzt ist. Soll man es? Soll man es in edlem Wettstreit anstreben, einem edlen Wettstreit (versteht sich), der dem Nachbar natürlich den Sieg jederzeit gönnen würde? Oder soll man umgekehrt (mit Kardinal Merry del Val) dem Nachbarn auch hier den Vortritt lassen wollen, freilich mit dem Vorsatz, keineswegs deswegen bewußt schlechter zu sein als man sein könnte? Und ein dritter sagt vielleicht sogar: „Soll der Nachbar ruhig viel besser sein als ich. Ich will natürlich Gott nicht beleidigen, ich wende mich von jeder Sünde ab, aber that being said habe ich soweit unter solchen Bedingungen möglich auch ganz gern ein angenehmes und möglichst unanstrengendes Leben“…
Interessante Frage. Ich vermute, die Antwort ist: „Ein bißchen etwas kann die freie Einzelseele auch noch selber entscheiden“…
Aber jedenfalls, es gibt bessere und schlechtere Menschen, und damit kann man natürlich theoretisch nicht nur schlechter, sondern sogar auch besser als der Nachbar sein. Man darf nicht vorschnell der Auffassung sein, daß das der Fall sei; und sollte man sich dieser Schlußfolgerung nicht erwehren können, muß man in aller Regel tunlichst darüber schweigen (was ab einer gewissen Intensität sogar für gedankliche Selbstgespräche gilt) und sich, um sich davon abzuhalten vielleicht sogar bewußt gedanklich die eigenen Fehler vor Augen führen – das ja: das ist aber etwas anderes.
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Man sollte es einfach nicht zum Thema machen. Nicht vor anderen, nicht vor sich selbst, nicht vor Gott.
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