Ein schönes, anrührendes Lied: die schwangere Maria geht durch einen seit Jahren vertrockneten Wald aus Rosenbüschen, von denen nur die kahlen Zweige und Dornen übrig sind. Aber weil Jesus anwesend ist, noch in ihrem Leib, aber unverkennbar da, blühen die Rosen auf.
Meine agnostische Mutter sang es gerne. Sie erklärte mir: Da geht eine Frau durch einen vertrockneten Wald und freut sich so sehr auf ihr Baby, dass davon die Rosen blühen. Selbst ohne Religion kann man dies Lied anrührend finden!
Ursprünglich ist es ein Wallfahrtslied und hat noch mehr Strophen in Form eines katechetischen Frage-und-Antwort-Spiels. Aber die ersten drei Strophen versteht jeder, der schon einmal eine fröhliche Schwangere gesehen hat.
Ich habe es lange als eine schöne Legende verstanden – was es auch ist. Aber es steckt mehr dahinter. Maria ist auf dem Weg zu Elisabeth (Lukas 1,39-56), und dieser Weg wird beschrieben als ein Weg durch die noch unerlöste, tote Welt. (Zum Adventslied wurde es später umgedeutet.) Die Natur selbst reagiert auf die Anwesenheit des Herrn. Ich kann es auch so lesen: Was in mir staubtrocken und leblos ist, kann wieder aufblühen, wenn der Herr gegenwärtig ist. Dabei muss mir Seine Gegenwart noch nicht einmal voll bewusst sein. Maria kann mir einen Fingerzeig geben. Ich kann mir klar machen, dass Jesus nicht erst durch die Geburt Mensch geworden ist, sondern es schon bei der wunderbaren Zeugung war.
Wenn ich mir trotz katastrophalen Nachrichten und grauem Wetter klar mache, dass Jesus Christus da ist, dann kann ich mit anderen Augen in die Welt sehen. Dann sehe ich vielleicht auch etwas unvermutet Rosiges. Diese Sicht kann man auch schulen. Sie macht nicht naiv, im Gegenteil: Es ist unrealistisch, nur das Bedrohliche und Graue zu sehen. Der Herr ist auf jeden Fall da, gleich wie verborgen. Das schärft den Blick in einer Weise, die die Katastrophen nicht verneint, aber zugleich vor allem das Leben bejaht.


