Was am Katholizismus so Klasse ist: Die Sternsinger!

Heute sind sie wieder unterwegs: Kinder und Jugendliche, die für notleidende Kinder in anderen Ländern Geld sammeln und zugleich die Wohnungen, in die sie kommen, segnen und den Menschen, die dort wohnen, Freude und Segen bringen.

Sie sammeln für sinnvolle Hilfsprojekte, die den Ländern nicht von außen aufgedrückt werden, sondern die vor Ort bestehen und mit finanzieller Hilfe stärker werden. Heuer geht es um eine Einrichtung in Lima, Peru für behinderte Kinder, denen durch Bildung und Hilfsmittel (Rollstühle, Gehhilfen etc.) die Teilhabe am Leben ermöglicht wird.

Den Heischebrauch des Sternsingens oder Dreikönigssingens gibt es nachweislich seit dem 16. Jh.; teils waren es Berufsgruppen, teils arme Kinder, die am Dreikönigsfest (6. Januar) singend um Gaben baten. Obrigkeitlich war dieser Brauch zeitweise verboten oder eingeschränkt. Heute ist er als immaterielles Kulturerbe anerkannt.

Kinder ergreifen die Initiative für andere Kinder, unterstützen sinnvolle Arten der Hilfe für Arme, Kranke, Behinderte, an den Rand Gedrängte – und sind dafür bereit, in dem meist recht unwirtlichen Wetter stundenlang durch die Straßen zu ziehen, viele Treppen zu steigen und vorher gut eingeübte Lieder und Gedichte vorzutragen sowie verständlich zu erklären, was sie tun und für wen. Das allein nötigt mir schon Respekt ab für die kleinen Könige und Königinnen!

Sie kommen als kleine Prozession, vorneweg der Sternträger, dann ein Kind mit Weihrauchfass (Hinweis: Schalten Sie den Rauchmelder stumm!), dann eines mit einer Schatzkiste. Sie singen, was sie tun: Segen bringen sie dem Haus, Segen allen, die darin wohnen. Sie schreiben oder kleben den Haussegen über die Tür: eingerahmt von der Jahreszahl sind die Buchstaben C+B+M+ für Christus benedicat mansionem, Christus segne das Haus. Sie sind lieb und fröhlich, sie bringen mit ihrem königlichen Aufzug auch Leben und Freude in die Wohnungen von Menschen, die einsam oder traurig sind.

Ich lege ihnen immer gerne einen Schein in ihre Schatzkiste. Und ich gebe ihnen auch immer gerne ein bißchen Süßkram in den Rucksack, denn natürlich gehört auch das dazu, das Beutemachen – und sie haben sich das redlich verdient.

Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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20 Antworten zu Was am Katholizismus so Klasse ist: Die Sternsinger!

  1. Pingback: 2017-06-05 | Was am Katholizismus so klasse ist … | Gebetsgruppe St. Josef, Aachen

  2. akinom schreibt:

    Ich lasse Kaspar, Melchior und Balthasar mit ihrem Stern nie vor der Etagentür stehen, sondern lade sie ein, zur Krippe zu kommen, die unsere 4 Enkelkinder gebastelt haben. Dem bereit liegendem Schein für die Kinder in Peru füge ich selbstverständlich auch Süßigkeiten bei und weise auf den Unterschied hin zu den Halloween-Kindern, die mit „Süßes oder Saures“ drohen.

    Zu Peru hat unsere Gemeinde eine ganz besondere Beziehung: Der Dülmener Friedrich Kaiser
    (1903-1993) für den ein Seligsprechungsverfahren läuft, wurde am 7. Dezember in Dülmen St. Viktor zum Bischof geweiht. Der Indiomissionar war Leiter der Prälatur von Caravelli in den Anden, Gründer der „Missionsschwestern vom lehrenden und sühnenden Heiland“ und nahm am 2. Vatikanischen Konzil teil. Pfarrdechant Markus Trautmann engagiert sich sehr, um seinen Lebensweg bekannt zu machen. Auch die Sternsinger geben Zeugnis für die Mission Bischof Kaisers, dessen Wahlspruch lautete: „Jesus Wort und Opfer“.

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  3. Pingback: 2019-01-06 | Epiphanie – Fest Hl. Drei Könige | Gebetsgruppe St. Josef, Aachen

  4. akinom schreibt:

    akinom schreibt:
    6. Januar 2019 um 10:07
    Es gibt übrigens auch ein Halloween-Kontrastprogramm: Einen abendlichen Laternenzug unter Leitung von Pfarrdechant Trautmann auf den Waldfriedhof mit Segnung der Gräber. Ich glaube, da werden viele Seelen aus dem Fegefeuer befreit. Oder? Gutes sage ich immer gerne weiter in der Hoffnung auf Nachahmung.

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Halloween mit allem Drum und Dran ist ja ursprünglich irischer Katholizismus, von den Auswanderern in Amerika an die Gegebenheiten des Landes (Kürbis statt Rübe) angepasst.
      Der tapfere Pfarrdechant macht Halloween einfach wieder zu dem, was es war. Sehr gut!

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  5. gerd schreibt:

    „Sie sind lieb und fröhlich“

    Ja, das sind sie. Und dafür gebührt ihnen vor(!) dem Evangelium in unserer Gemeinde ein kräftiger Applaus. Dann folgt das Evangelium in kindgerechter Sprache. Herodes ist böse und die Sterndeuter wollen teilen. Natürlich sollen wir den Sternen folgen, denn die wissen wo es lang geht. Was Maria und Josef mit dem Gold gemacht haben? Natürlich gespendet, für einen guten Zweck. Denn die Geburt des Kindes ist die Geburt von Solidarität mit den Armen und Einsamen. Entschuldigen Sie, wenn ich das nicht klasse finde. Aber das ist landauf landab die Realität. Und das hat mit dem klassischen Katholizismus nun wirklich nichts mehr gemein.

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  6. Herr S. schreibt:

    Tut mir leid, wenn auch ich hier Wasser oder gar etwas Essig in den so „süßen“ Wein gießen muss:

    Aber auch mir geht die einseitige und jedes Jahr wiederkehrende Infantilisierung dieses christlichen Hochfestes „Epiphanie – Erscheinung des Herrn“ in unseren Pfarrgemeinden allmählich schwer auf den Sack:

    Da ziehen die lieben Kleinen als Könige bunt verkleidet in die Kirche ein, tragen nach einem mehr gepiepsten als kräftig gesungenen Sternsingerlied recht und schlecht verständlich runtergerappelt ihr soziales Anliegen (in diesem Jahr die Sammlung für behinderte arme Kinder in Peru) vor, werden dafür natürlich höflich von der Gemeinde beklatscht u.s.w. u.s.w.
    Nach Lesung und Evangelium sagt dann die die lieben Kleinen ausbildende verantwortliche Gemeindereferentin auch noch ein paar völlig banale Worte zum Fest und der Sternsingeraktion, wovon mir eigentlich nur in Erinnerung geblieben ist, dass die betr. 16 Kinder bei uns immerhin die bedeutende Summe von rd. 2000€ am Vortag gesammelt haben! Ist natürlich toll – Respekt! Ehrlich! Aber natürlich verstehe ich auch den Wink mit dem Zaunpfahl und mache mein Portemonnaie für die nach den von den lieben Kleinen wiederum runtergerappelten perubezogenen Fürbitten pflichtschuldigst auf und gebe eigentlich wider bessere eigene Überzeugung [„Afrika (und auch Peru in Südamerika) wird armregiert“ (durch korrupte und unverantwortliche einheimische Politiker und Eliten)] meinen diesmal etwas größeren Obolus ins Körbchen.
    So geht der Gottesdienst immer weiter mit ausschließlich neuen geistlichen Liedern (weil die ja kindgerechter und kindverständlicher also kurz kindischer sind).
    Nach der Kommunion „dürfen“ sich dann noch die neuen Erstkommunionkinder vorstellen – von 13 sind nur 7 gekommen – alles Mädchen, die sich mit ihren sofort wieder vergessenen Namen einzeln vorstellen (müssen).
    Ein Junge hat sich vor dieser Peinlichkeit gedrückt und ist hinten sitzengeblieben, wird von der sie betreuenden Gemeindereferentin namentlich aufgerufen, sich doch auch vorzustellen. Will er aber nicht und kommt nicht – kann ich irgendwie nachvollziehen. Mir wär’s auch wohl peinlich, mich als kleiner Knirps einer mir vielleicht wildfremden großen Gemeinschaft Erwachsener vorne vorstellen zu müssen, die ich vielleicht zum ersten Mal sehe, weil vielleicht die eigene Familie sonst ja auch kaum oder gar nicht in die Kirche geht und niemand von der Gemeinde kennt.
    Was tut man da solchen schüchternen Kindern an, die sich auf einmal öffentlich präsentieren müssen vor ihnen Fremden?

    Ich breche hier mal ab, denn sonst würde mein Bericht von diesem Sonntag noch peinlicher ausfallen.

    Na, denn bis zum nächsten Jahr am Dreikönigstag….

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Ich gebe Dir Recht, das ist alles unfassbar peinlich, und bei der Sendung der Sternsinger ist unsere Gemeinde von Peinlichkeiten auch nicht ganz verschont (obwohl es so arg, wie Du beschreibst, nicht war).
      Aber „usus non tollit abusum“. Genauso wie liturgischer Mißbrauch nicht zur Folge haben darf, daß man die gesamte Liturgie abschafft, darf man kindischen (nicht kindgerechten) Kram bei Sternsingern nicht als Signal nehmen, die Sternsinger abzuschaffen.
      Lieber hingucken, wo es rite et recte zugeht. So wie oben beschrieben.

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      • gerd schreibt:

        Es ging, zumindest in meinem Kommentar, nicht um das Abschaffen der Sternsinger. Es ist nun mal Fakt, dass die Kinder nix für die Fehler ihrer Eltern bzw. Lehrer können. (deswegen sind sie ja so lieb und fröhlich…) Das macht die Fehler allerdings nicht besser. Als Signal kann man zumindest die Praxis der Sternsinger hinterfragen und gegebenenfalls neu ordnen. Wenn wir ehrlich sind, geht es bei der ganzen Sternsingeraktion nur noch um Solidarität und weniger um den Segen.

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      • Herr S. schreibt:

        Auch ich plädiere nicht etwa für die Abschaffung der Sternsingeraktion – Gott bewahre.

        Aber bitte nicht ganze Gottesdienste nur nach dieser Aktion ausrichten, dieselbe allein in den Vordergrund stellen und dann auch noch bei dilettantischer Ausführung den Gottesdienst und dieses christliche Hochfest (bei den Orthodoxen ist das das Weihnachtsfest) über weite Strecken infantilisieren.

        Ich fühlte mich nicht das erste Mal an diesem Hochfest verarscht durch solch einen mir und uns allen zugemuteten Blödsinn.

        Als dafür verantwortliche Gemeindereferentin würde ich mich jedenfalls für solch eine abgeliefert Leistung in Grund und Boden schämen – aber mir scheint, dass man mit Katholiken fast alles machen kann, denn die Schmerzgrenze scheint nahe am absoluten Nullpunkt zu liegen.

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  7. Margot Hintzpeter schreibt:

    Bei uns kommen nicht die Sternsinger, bei uns kommt nach Terminabsprache (zwischen 6.1. und 2.2. einer unserer Patres (FSSP) und segnet die ganze Wohnung, samt Weihrauch und Gebet für jedes Zimmer. Da ist eine ganz andere Ernsthaftigkeit dahinter. Und ein viel tieferer Glaube.

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    • Claudia Sperlich schreibt:

      Willkommen und Dank für den Kommentar, Margot.
      Allerdings bin ich nicht der Ansicht, man dürfe Sternsingern pauschal die Ernsthaftigkeit im Glauben absprechen.

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      • Margot Hintzpeter schreibt:

        Als ich noch in meiner Heimatgemeinde aktiv war, PGR, Lektorin und Kommunionhelferin, war ich auch mehrere Jahre mit den Kindern unterwegs. Ich will nicht pauschal Ernsthaftigkeit im Glauben absprechen, aber ich hatte mehr den Eindruck, dass es nur ein Event unter anderen ist und nicht viel mit dem Glauben zu tun hat.

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      • gerd schreibt:

        Noch einmal: Es geht nicht um Pauschalismus. Die Ernsthaftigkeit des Kinderglaubens hängt stark und ausschließlich von der Ernsthaftigket des Glaubens der Eltern ab. Wobei es Ausnahmen gibt, die allerdings nicht die Realität darstellen. Selbst den Eltern werde ich nicht pauschal den Glauben (welchen auch immer) absprechen. Aber die Ernsthaftigkeit ihren Glauben zu leben oder zu bezeugen? In unserer Gemeinde kommen keine Eltern mit ihren Kindern in den Sonntagsgottesdienst. Ich kann da mitreden, weil meine Frau und ich jeden Sonntag Zeugen dieses Ausnahmezustandes sind. Wenn ich mich ernsthaft um den Glauben bemühe sollte die Sonntagspflicht am Anfang meiner Bemühungen stehen oder zumindest vorkommen. (Will heißen: Die Eltern gehen voran, die Kinderlein kommen mit)
        Die Grundidee der Sternsinger ist klasse, keine Frage. Den Segen des Herrn in jedes Haus zu tragen um die Liebe zum Herrn mit neuer Nahrung zu füttern. Erst die Liebe zum Herrn befähigt zu wahrer(!) Nächstenliebe. Sogar zu den Kindern in Peru. Losgelöst von Jesus können wir nichts vollbringen. Mein Verdacht, dass Jesus in den Plänen der Sternsingeraktion nicht mehr vorkommt, hat sich in diesem Jahr wieder bestätigt. Es ging um die Armen (die wir immer bei uns haben) um Solidarität und um behinderte Kinder in Peru. Aber darum geht es nicht: Es geht um das Kind in der Krippe, es geht um unsere Erlösung und um den ernsthaften Glauben. Man kann eine Wüste nicht mit einem Eimer Wasser fruchtbar machen. Das ist es was die Sternsinger unbewusst versuchen. Daran werden sie scheitern ohne Schuld auf sich zu laden.

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        • Margot Hintzpeter schreibt:

          Das ist es, was ich in unserer Gottesdienstgemeinde erlebe. Viele Familien mit Kindern in allen Altersgruppen, und die Kinder sind, ihren altersgemäßen Fähigkeiten entsprechend, mit dem Herzen dabei. Das merkt man auch an den kleinen Ministranten. Die Gesichter der Jungen strahlen Ernsthaftigkeit und Stolz aus, weil sie am Altar dienen dürfen. Aber sie lernen es auch von den jugendlichen und erwachsenen Ministranten. Und zweifellos von den Eltern.

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        • Herr S. schreibt:

          @Gerd:
          Ist auch meine Meinung.
          Es steht und fällt alles zum Einen mit der Glaubens – Ernsthaftigkeit der Eltern und zum anderen mit der Glaubens-Ernsthaftigkeit UND Professionalität (!) der Kirchen-Hauptantlichen.

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        • Herr S. schreibt:

          Gerade auch schon Kinder haben einen guten Sinn für Gerechtigkeit u.s.w.
          Und eben auch für zumindest die eigene Professionalität oder eben Versagen.
          Es ist gerade auch in der Kirche m.E. unbedingt notwendig und Zeit und Sorgfalt darauf zu verwenden, ihnen auch eben eigene Professionalität beizubringen, wenn sie sich und ihre Leistungen vor der Gemeinde – d.h. vor Erwachsenen – präsentieren müssen.

          Ob der Auftritt vor so großem Publikum für alle Kinder wirklich sinnvoll und geboten ist, möchte ich allerdings dahingestellt lassen.
          Ich jedenfalls brauche das nicht.

          Eine mögliche Blamage, die ja zumindest zu einem erheblichen Teil den Ausbildern anzulasten ist, kann sich jedenfalls stark in das seelische Langzeitgedächtnis des Kindes einprägen und dem betr. Menschen die Freude an Kirche und Gottesdienst etc. verleiden.

          Große Verantwortung für die Hauptamtlichen und auch für die Eltern…

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