Mühlstein und Senfkorn

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Es ist unvermeidlich, dass Verführungen kommen. Aber wehe dem, der sie verschuldet. Es wäre besser für ihn, man würde ihn mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer werfen, als dass er einen von diesen Kleinen zum Bösen verführt. Seht euch vor!

Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. Die Apostel baten den Herrn: Stärke unseren Glauben! Der Herr erwiderte: Wenn euer Glaube auch nur so groß wäre wie ein Senfkorn, würdet ihr zu dem Maulbeerbaum hier sagen: Heb dich samt deinen Wurzeln aus dem Boden, und verpflanz dich ins Meer!, und er würde euch gehorchen.

Lk. 17,1-6

Besser ermordet werden als selbst Menschen zum Bösen verführen!
Jesus meint mit Sicherheit nicht,  man soll Verführer ermorden, schon gar nicht prophylaktisch. Das widerspräche allem, was Er sonst gesagt hat.
Aber Er mahnt: Jemanden zum Bösen verführen ist für die eigene Seele so verheerend, dass selbst der gewaltsame Tod im Vergleich weniger schlimm wäre.
Zugleich aber dürfen wir sicher sein, dass jede böse Tat vergeben werden kann, wenn der Täter aufrichtig darum bittet. Jesus vergibt, und wir sollen es Ihm nachmachen.

Wenn man einen Menschen,  der seine bösen Taten und Worte bereut und um Verzeihung bittet, weiterhin als Feind ansieht und ihm grollt,  schadet man sich selbst. Dass Rache schon gar keine Option sein darf, ist klar. Wer sich rächt, spielt Gott, und wer andere für seinen Rachefeldzug benutzt, für den gilt der erste Absatz des heutigen Evangeliums. Vergeben wir, was uns angetan wurde, befreien wir damit den Täter und uns selbst.

Und daraufhin bittet ein kluger Jünger: Stärke unsern Glauben! – Der hat verstanden,  dass glauben können und verzeihen können eng zusammenhängen. Wenn wir fest an Gott glauben,  kann es uns gelingen,  tief verwurzelten Groll und altgewohnte Unfreundlichkeiten zu überwinden. Um damit anzufangen,  genügt ein senfkornkleiner Glaube – den Rest schafft Gottes Gnade.

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About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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