Lukas 6,36-38
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden! Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden! Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden! Gebt, dann wird auch euch gegeben werden! Ein gutes, volles, gehäuftes, überfließendes Maß wird man euch in den Schoß legen; denn nach dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.
Richtet nicht, verurteilt nicht!
Oft werden diese Worte zitiert als empörter Einwand, wenn jemand sagt, diese Handlung, jene Einstellung sei falsch. Aber Jesus hat uns nicht verboten, uns ein Urteil über Handlungen und Einstellungen zu bilden – sonst dürften wir nicht einmal sagen, dass Mord falsch ist.
Seligpreisungen und Weherufe
20 Er richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.[1] 21 Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet gesättigt werden. / Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. 22 Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und wenn sie euch ausstoßen und schmähen und euren Namen in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. 23 Freut euch und jauchzt an jenem Tag; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. 24 Doch weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. 25 Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. 26 Weh, wenn euch alle Menschen loben. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
Paulus sagt, dass wir „die Geister unterscheiden“ sollen, d.h. den richtigen Weg für uns erkennen, Gottes Stimme in uns von den vielfältigen anderen Stimmen trennen, nicht den eigenen Vogel für den Heiligen Geist halten sollen. Das ist Urteilskraft im Sinne Jesu.
Auch jemanden auf einen Fehler oder eine Sünde hinweisen ist nicht notwendig falsch, es kann sogar rettend sein. (Man soll dem Nächsten die Wahrheit allerdings nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren schlagen, sondern wie einen warmen Mantel reichen). Und natürlich müssen wir bestimmte Dinge verurteilen, wie Mord und Ungerechtigkeit.
Aber wir dürfen nicht den ganzen Menschen verurteilen, sondern nur gegebenenfalls seine Tat oder Unterlassung. Auch ein Mensch, der sich mit sehr üblen Taten einen Namen gemacht hat, ist ein Kind Gottes (das sich vielleichtnoch bekehren wird) – und selbst wenn man ihn als Jurist verurteilen muss, verurteilt man seine Tat, aber nicht den ganzen Menschen mit Leib und Seele, denn das darf nur Gott. Und dem liegt viel mehr an unserer Rettung als an unserer Verurteilung.


