Marsch für das Leben 2024

Der ernste Anlass, der Protest gegen Abtreibung und Beihilfe zum Suizid, hindert nicht,  daß es ein Fest für das Leben war, mit bekannten und unbekannten Menschen,  mit Musik und bei herrlichem Wetter.

Ich kann noch nicht wieder so lange Strecken gehen und hatte wie im Vorjahr einen Leihrollstuhl und einen lieben Freund,  der mich schob. (Nächstes Jahr hoffe ich,  daß wieder zu Fuß zu schaffen!) Aus der Perspektive knipsen ergibt nicht die besten Bilder,  aber immerhin.

Auf dem Podium war auch eine Gruppe aus Brasilien, darunter ein gehörloser junger Mann und dessen Adoptivvater. Dieser Adoptivvater hat über die Jahre 46 Kinder angenommen, die eine Abtreibung überlebt hatten. „Brasilien ohne Abtreibung“ steht auf dem Transparent als Wunsch für die Zukunft. Wichtig ist ihm, dass er sich nicht über seine Adoptivkinder stellt, sondern sie mitsamt ihrer vielfältigen, durch die Abtreibung entstandenen Behinderungen als Familie sieht, in der jeder gleichwertiges Mitglied ist. Ebenso wichtig ist ihm, die leiblichen Mütter nicht zu verurteilen, sondern auf ihre Not zu schauen.

Die Jugend für das Leben betrat ebenfalls das Podium,  und mehrere junge Menschen brachten ihre politischen Forderungen vor, u.a. Verbesserung von Adoptionsrecht und Babyklappen sowie bessere Hilfe für Suizidale und Ächtung der Euthanasie.

Die obligatorischen Krakeeler am Rande sind wirklich nicht mehr gut bei Stimme. Leute, man  Eure Parolen ja kaum! Stimmbildung ist möglich und kostet nicht allzu viel. Oder liegt es am zunehmenden Durchschnittsalter?

Der Sturm auf die Abschlusskundgebung (leider ohne Photo) war auch etwas unüberlegt. Ihr unterschätzt die Polizei. Fazit: Kein Schaden an der Technik, der evangelische Geistliche und der katholische Erzbischof von Berlin standen wie die Felsen in der Brandung, der Sänger war auch ziemlich ungerührt, und die 17 Randalierer wurden festgenommen, ehe sie ihr rotes Transparent vollständig entrollt hatten. Kinnings, ich kann für Euch beten und gleichzeitig über Euch lachen.

Ebenfalls festgenommen wurde ein Mann,  der eine Flasche mit Buttersäure geworfen hatte. Zu. Glück wurde niemand getroffen.  Ich frage mich nur: Ist das Verbreiten von Gestank ein Argument gegen den MfdL oder irgendeine andere Aktion zur Verteidigung des unbedingten Lebensrechtes?

Zornig bin ich über Teile der Presse. Der Tagesspiegel,  einst eine sachliche und des Populismus unverdächtige Quelle, berichtet in tendenziöser Weise mit offenkundig Naserümpfen ob der „Fundamentalisten“, womit nicht die Menschen ge.eint sind, die das Podium stürmten. Berichtenswert ist, daß Parteien des rechten Spektrums dabei sind. Unerwähnt bleibt,  daß Geistliche und Laien dabei waren, die sich von diesem Spektrum deutlich abgrenzen.

Angeblich hatte der RBB bereits morgens verkündet, es werde eine Demonstration geben für das Recht auf Abtreibung,  und zu erwarten seien Gegendemonstranten aus dem christlich-fundamentalistischen Spektrum. Ich habe das nicht überprüfen können,  halte meine Informantin aber für glaubwürdig  – und frage mich,  was den RBB da geritten hat.

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About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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3 Responses to Marsch für das Leben 2024

  1. Avatar von Ruth Ruth sagt:

    Bei dem Ausdruck Fundamentalist muss ich immer an meine kleine Tochter denken. Als sie das erste Mal hörte, dass jemand uns so bezeichnet hat, sagte sie ganz empört: „Na klar haben wir ein Fundament!“ Heute ist sie selbst schon Großmutter, und das Fundament, Jesus Christus, hat sich über all die Jahre bewährt.

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  2. Avatar von Herr S. Herr S. sagt:

    Den Artikel des Tagesspiegels zum MfdL habe ich im Internet auch gelesen und war über die höchst tendenziöse Berichterstattung, die eindeutigen einseitig für die Gegendemonstranten und gegen die Lebensrechtsbewegung ausgerichtet war, sehr verärgert: UNTERIRDISCH in meinem Urteil.

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