Ich hatte mir vorgenommen, in der Fastenzeit nichts Überflüssiges einzukaufen und gar keine Lebensmittel. (Zu dem nicht Überflüssigen zählten dann zwei Bücher, eines für mich und eines für mein Patenkind. Darüber mögen Asketen streiten.)
Am Fastnachtsdienstag kaufte ich ein letztes Mal groß ein. Ich hatte nun reichlich Nudeln, Reis, Mehl, Grieß, Bohnen, Couscous… sowie die selbstgemachten Marmeladen und Suppenkonserven, dazu eine Menge Thunfisch in Dosen und selbst eingelegte süßsaure Eier, außerdem Zwiebeln und Äpfel, passierte Tomaten, Tomatenmark und Gewürze und wenig Süßigkeiten.
Die Äpfel langten bis zum Freitag der dritten Fastenwoche. Dann gibt es halt eine Weile Obst nur in Form von Marmelade und Kompott! Mehl hätte ich etwas mehr kaufen sollen, in der dritten Woche zeichnete sich ab, daß es für die gewünschte Menge Brot nicht reichen würde. Ich buk ab jetzt Reisbrot, d.h. ich machte Brotteig aus einem Teil gekochtem Reis und fünf bis sechs Teilen Mehl und stellte fest, daß diese Brote besonders köstlich sind. Auch eine Packung Knäckebrot musste dran glauben. Und dann langte es ganz knapp – die letzten beiden Tage der Fastenzeit gab es Reis statt Brot. Auch gut!
Allerdings ging auch der Kaffee zur Neige. Das konnte ich nicht ertragen (und wäre dann auch unerträglich geworden), und so bestellte ich Kaffee bei einer seit kurzem in Deutschland ansässigen kleinen Rösterei, für die ich hier werbe.
Montags bis freitags gab es einfaches rein pflanzliches Essen, wenig Fett und wenig Zucker – wie ich es mir schon einmal an- und leider wieder abgewöhnt hatte. Samstags wurde ich wie sonst auch nach der Messe zum Frühstück beim Bäcker eingeladen, und die beiden Male, wo das nicht klappte, gönnte ich mir zwei eingelegte Eier. Sonntags gab es u.a. Eier, Thunfisch und etwas Süßes.
Ich habe jede Mahlzeit genossen. Man kann aus sehr einfachen Zutaten sehr wohlschmeckendes Essen zubereiten, und man kann sich dabei gesund und abwechslungsreich ernähren.
In der zweiten Halbzeit merkte ich, daß einige Dinge knapp wurden und stärker rationiert werden mussten. Aber hungern musste ich keinmal. (Tatsächlich bin ich immer noch viel zu fett; eine wunyerbare Speckverminderung fand nicht statt.) Die letzte Woche war allerdings die schwerste, einfach weil ich mich nun sehr nach Obst und Gemüse, Käse und Schinken sehnte. Ein Asket wie die Wüstenväter wird aus mir definitiv nicht – muss ja auch nicht.
Einen Sonntag wurde mir ein riesiger und köstlicher Kuchen geschenkt, von dem ich den größten Teil an eine kleine Suppenküche weitergab. Ich hatte trotzdem wirklich viel Kuchen genossen.
Mir hat das Sparen und Rationieren gut getan. Einerseits konnte ich Zeit und Geld für meine Nächsten und für mehr Bibellektüre (leider weniger als geplant) und Gebet aufwenden. Auch den lange vernachlässigten Rosenkranz habe ich neu entdeckt. Andererseits tat es mir gut, mir den Wert alltäglicher Nahrung auf diese Weise sehr bewusst zu machen. Und schließlich hoffe ich, die eingeübte Disziplin noch ein Weilchen zu behalten.
Ich habe lange nicht mehr so viel gelesen und Musik gehört wie in dieser Fastenzeit. Dabei bin ich nicht ausgegangen, auch Kino hatte ich für diese Zeit gestrichen. In der Kirche war ich aktiv als Lektorin, Kantorin und Sakristanin, besonders in der Heiligen Woche hatte ich naturgemäß viel zu tun. Ich liebe diese Dienste und war nun auch schon mehrmals mit der Leitung des Wortgottesdienstes betraut, wenn kein Priester da war.
Die Küche ist nun ziemlich geplündert, nur eingelegte Eier habe ich noch viele (davon mache ich gern ab und zu große Mengen). Am Gründonnerstag habe ich das meiste für Ostern eingekauft, das wird vorher nicht angebrochen. Das Osterbrot habe ich eben gebacken. Gleich folgt der letzte kleine Einkauf vor Ostern, dann geht’s zur Speisensegnung. Und heute Abend in die Kirche zum höchsten Fest! Danach gibt’s wieder Erlesenes zu essen. Ich freue mich darauf.
Eine Frucht dieser Fastenzeit ist ein Zuwachs an Energie, Freude und Gelassenheit. Mir ist klar, dass das ein Geschenk ist, nicht etwas durch tapferes Fasten Verdientes! Allerdings merke ich nicht zum ersten Mal, dass Fasten Raum schafft für die Gnade Gottes.
Dank sei Gott! Denn die Hauptsache ist und bleibt Er.


