Praktizierende Katholiken kennen das: Höhö, ihr haltet Sex für böse und deshalb habt ihr das mit der unbefleckten Empfängnis erfunden, so mit Heiligem Geist und so.
Ja, das hören wir in Abwandlungen jeden Dezember, und je mehr sich ein gutwilliger Katholik dann um Klärung eines Missverständnisses müht, desto weniger wird ihm zugehört. Es scheint, als ob Millionen sonst mindestens durchschnittlich intelligenter Menschen im Dezember vergessen, daß bei Wikipedia viele seltsame Ausdrücke ausführlich erklärt werden, und dass es in den Weiten des Internets eventuell noch mehr zum Thema gibt. Elf Monate denken sie nicht an diese seltsamen Ausdrücke, und im zwölften posaunen sie etwas in die Gegend, was völlig falsch ist, und reagieren auf Berichtigung höhnisch oder beleidigt.
Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, doch vielleicht einen oder zwei zu erreichen.
Also: Das Christentum geht davon aus, daß Gott in der Gestalt Jesu Mensch geworden ist und daß die Jungfrau Maria Ihn geboren hat. Möglich war das, weil Gott in der Person des Heiligen Geistes sie empfangen ließ – wie genau das geschah, ist nicht erklärbar. Bis hierhin sind sich Christen aller Denominationen einig, denn so steht es im Neuen Testament, Lukas 1,26-38. Das ist die Sache mit der Jungfrauengeburt. Kurzfassung für Nervöse: Engel an Maria: Du wirst schwanger, jetzt gleich. Dein Sohn rettet Welt. Maria an Engel: Wie denn, als Jungfrau? Engel an Maria: Gott, Heiliger Geist, der kann das. Maria an Engel: Dann gerne.
Katholiken glauben darüber hinaus: Damit Maria ihr Einverständnis ganz unbeeinflusst geben konnte, muss Gott ihr vorher etwas Besonderes gewährt haben, nämlich die vollkommene innere Freiheit. Das heißt: Sie war vom ersten Augenblick ihres Lebens an ganz frei von ererbten seelischen Belastungen, von jeder unguten Neigung, von allem, wodurch ein Mensch anders als gut wird. Die Kirche nennt solche Neigungen Erbschuld oder Erbsünde. Es sind sozusagen die Hypotheken, die wir alle mit uns herumschleppen, weil wir in eine von bösen Taten und Plänen geprägte Welt hineingeboren sind. Maria war davor gefeit, egozenrische, egoistische, herrschsüchtige oder sonstwie gemeine Gedanken zu hegen. Deshalb konnte sie ihre Zustimmung ohne jeden Hintergedanken geben. (Sie war so frei, daß sie auch hätte Nein sagen können – aber das tat sie nicht.)
Maria wurde ganz normal von Vater und Mutter gezeugt und ausgetragen und geboren. Das wertet die Sexualität nicht ab, sondern auf. Die freie, unbelastete Maria blieb Jungfrau nicht, weil Sex etwas Schmuddeliges wäre, sondern weil sie ganz Gott gehörte – wozu sie ihr freies Einverständnis gegeben hatte.
Werte Atheisten und Agnostiker, wenn Ihr bis hierher gelesen habt, ohne etwas zu überspringen, seid Ihr mit meinen genervten Worten in den ersten beiden Absätzen wahrscheinlich nicht gemeint. Ich schreibe dies auch nicht, um Euch zu überzeugen; das kann ich ohnehin nicht. Ich informiere nur über die Bedeutung einiger Begriffe. Was Ihr daraus macht, ist nicht meine Sache.



Danke für die lobende Erwähnung von Wikipedia! Man findet da in der Tat ganz viel Zutreffendes zum katholischen Glauben, Gottesdienst und Leben, wonach man in „kathpedia“ vergeblich sucht.
LikeGefällt 1 Person
Ja, Wikipedia ist in der Regel ausführlicher und genauer.
LikeLike
Sehr schmeichelhaft. (Sagt ein aktiver Wikipedia-Autor aus dem WikiProjekt Christentum.)
LikeGefällt 1 Person