Sonett auf die Marchande d'Amours des Joseph-Marie Vien für Alipius Müller Kauft Putten! Putten, rosig, frisch und prall, Mit bunten Flügeln und mit zarter Haut! Sie sind stets munter, aber niemals laut Und werden zahm und brauchen keinen Stall. Sie sind gesellig, drollig, nie gereizt, Sie mausern nicht und machen keinen Schmutz. Sie sind der Zimmerdecke liebster Putz – Schaut her, wie niedlich der die Flügel spreizt! Seid ihr verärgert, hebt nur eure Augen Und seht die Kleinen flattern ihre Kreise – Das wird die trübste Stimmung sicher heben! Nur Luft und Duft zu ihrer Nahrung taugen. Wir Menschen aber brauchen andre Speise... Drei Taler für das Stück. Ich muss ja leben. © Claudia Sperlich

Hier das pompeianische Vorbild aus dem 1. Jahrhundert:

In der Kunst des Rokoko und bis in die Rokoko-Aufgüsse der Romantik war die Puttenhändlerin ein eigenes Genre.



Nun ja, die heidnischen Vorgänger der kleinen nackigen Engelchen (Putten) sind die sog. „Eroten“, wie wir im Römischen Museum in Trier gelernt haben.
War eigentlich nie so besonders begeistert für diese arg verniedlichten Darstellungen – vielleicht liegt das auch an meiner nordostdeutschen Herkunft in überwiegend protestantisch geprägtem Diaspora-Milieu.
Im Zusammenhang mit den leider auch im kirchl. Bereich bekanntgewordenen Fällen sexuellen Missbrauchs sind meine diesbezüglichen Ressentiments eher noch gewachsen.
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Ich mag Putten. Und ich mag auch ab und zu einen Scherz, selbst an Tagen wie diese, wo mir das Scherzen in Gemeinschaft mit Katholiken und in Bezug auf Katholiken schier vergehen will.
Ich mag auch antike Kunst. Und ja, Pompeji war ein übles Pflaster in mancher Hinsicht, aber ich habe weder Sonett noch Bilder gepostet, um über die wüsten Seiten der Antike aufzuklären.
Ich denke nicht an Mißbrauch, wenn ich einen Putto sehe. Ich möchte auch nicht für den Rest meines möglicherweise noch langen Erdenlebens bei jedem Blick auf ein nacktes Engelchen oder einen Eroten oder ein Baby im Sommer an Mißbrauch denken sollen.
Ob man Putten mag oder nicht, ist Geschmackssache. Ob man die Adaption vorchristlicher Kunst nachvollziehen will oder nicht, zum großen Teil auch.
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Schon lange hab‘ ich mich gefragt, ob Putten mit ihren oft winzigen Flügeln fliegen können; doch nun weiß ich’s: es ist bei ihnen wie mit den Hummeln, die theoretisch gar nicht fliegen können, es aber trotzdem tun. Logischerweise muss man das auch den pseudoreligiösen Nackedeis zugestehen. Dass sie dabei auch brummeln (wie die Hummeln), glaube ich nicht. Vielleicht singen manche, wenn auch nur ganz leise. Und wenn sie nicht fliegen oder singen, spielen sie ein Musikinstrument: https://www.holzfiguren2004.de/engel/puttenengel/index.php .
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Wobei brummelnde Putten schon eine besonders witzige Vorstellung sind.
Die Flugfrage ist nicht lösbar. Hummeln machen es, indem sie – was man früher nicht wußte – die Flügel nicht auf- und abbewegen, sondern kreisen lassen, und damit Luftwirbel erzeugen. Das dürfte mit Hühnerflügeln nicht funktionieren.
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Zugegeben – die unschuldig-niedlich-verspielten kleinkindlichen Darstellungen von Putten rühren das Herz an und wecken Assoziationen zu Babys.
Wer kann und wollte dem schon widerstehen, wo das doch so gute Emotionen im Gemüt auslöst?
Allerdings sind zumindest die mir bekannten biblischen Berichte von Engelerscheinungen als Boten Gottes allesamt doch recht ernst davon verschieden.
Ebenso auch z.B. die bereits 1916 den Seherkindern in Fatima erschienene Erscheinung des Engels, der als Gottesbote zur Umkehr und Buße aufrief.
Ich möchte hier wirklich keine Art „Spielverderber“ oder gar sein, aber mir widerstreben halt die verspielten Putten als in einem zu seltsamen Kontrast zu den doch sonst durch Gottes Boten (Engel) so ernsten Mahnungen stehend.
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Natürlich tun sie das. Klar hat es einen Grund, warum Engel eigentlich immer zuerst sagen „Fürchtet euch nicht“. Und natürlich ist Viens Gemälde überhaupt nicht christlich. Aber Putten gehören eben auch zu unserem Kulturgut. Und sind süß. 😉
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Süß sind sie, da gebe ich Ihnen voll recht, verehrte Frau Sperlich.
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Wenn Engel sich wie Hummeln regen
und Hasen Hühnereier legen,
die mensch bemalt an Bäume hängt
und sich nichts Böses dabei denkt,
dann nehm‘ ich amüsiert das hin,
wobei ich froh und dankbar bin,
dass niemand mehr sich wieder streitet
und unnütz auf Prinzipien reitet
wie es um Ostern ist’s gewesen –
wer will, kann hier darüber lesen:
http://www.hjcaspar.de/hpxp/gldateien/osterh.htm .
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Danke!
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