… wird es in Großbritannien vermutlich bald geben. Denn dort soll die Tötung von Ungeborenen bis zum Einsetzen der Wehen erlaubt werden.
Ähnliche Bestrebungen gibt es lt. Tagespost in Österreich. Auch in Deutschland wird über eine Liberalisierung in dieser Hinsicht seit Februar dieses Jahres ganz offiziell nachgedacht.
Schon lange ist „entweder das Kind oder ich“ ein häufiges Druckmittel. Sobald Abtreibung gänzlich legal ist, wird es noch häufiger angewandt werden. Auch ist nicht sicher, ob das heimliche Verabreichen abtreibender Mittel dann noch eine Straftat wäre. (Und sage mir keiner, auf solche Schandtaten käme kein Mensch! Menschen kommen erfahrungsgemäß auf noch ganz andere Scheußlichkeiten.)
Wenn Abtreibung vollständig legal ist, kann man Ärzte, Pfleger, Schwestern und Hebammen zur Mitwirkung verpflichten. Das Gewissen hat dann nichts mehr zu melden. Zwar heißt es in Österreich noch, dass niemand zur Mitwirkung an einer Abtreibung gezwungen werden kann. Ich befürchte aberö, je weiter die Legalisierung voranschreitet, desto weniger Möglichkeiten wird es für medizinisches Fachpersonal geben, die Mitarbeit an der vorgeburtlichen Kindstötung zu verweigern.
Man kann – und wird in mehreren Fällen – Frauen in schwieriger Situation dazu bringen, ihr Kind noch kurz vor der Geburt töten zu lassen. Die Ausführenden werden sich daran gewöhnen müssen, ein im Grunde fertiges Baby mit Gift zu töten und die Leiche aus der Mutter zu ziehen – ein kleines Menschenkind, das mit seinem übergroßen Kopf und den zarten Händchen und Füßchen sämtliche Schutzinstinkte anspricht. Was für seelische Verwerfungen das zur Folge hat, mag ich mir nicht vorstellen.
Natürlich werden Spätabtreibungen weit weniger häufig sein als Abtreibungen im ersten Trimester. Aber es wird sie geben, und sie werden einen Einfluss auf die Gesellschaft haben. Sie werden Abtreibungen insgesamt zu einer Banalität machen, zu so etwas wie die Entfernung eines gutartigen Geschwürs. Eine Gesellschaft, in der die Tötung Ungeborener vollständig akzeptiert ist, verliert wesentliche Merkmale nicht nur der Zivilisation, sondern des Menschseins.
Mitleid, Fürsorge, Redlichkeit, füreinander einstehen, füreinander sorgen, den Schwachen beistehen, Kranke heilen, Behinderte annehmen und unterstützen – das alles steht auf dem Spiel.
Schon jetzt müssen Eltern behinderter Kinder sich Sätze anhören wie „Das hätte man doch im Ultraschall sehen können“ (Subtext: „Wieso haben Sie nicht abgetrieben?“) Es ist abzusehen, dass Eltern Behinderter und Behinderte selbst sich künftig noch mehr für das Leben und Lebenlassen rechtfertigen müssen.
Großbritannien nähert sich einer dystopischen Gesellschaft, in der alles, was nicht vollkommen wunschgemäß ist, vernichtet wird. Österreich und Deutschland sind auch nicht weit davon entfernt.


