Sein Amt soll ein anderer erhalten

In diesen Tagen erhob sich Petrus im Kreis der Brüder – etwa hundertzwanzig waren zusammengekommen – und sagte:

Brüder! Es musste sich das Schriftwort erfüllen, das der Heilige Geist durch den Mund Davids im Voraus über Judas gesprochen hat. Judas wurde zum Anführer derer, die Jesus gefangen nahmen. Er wurde zu uns gezählt und hatte Anteil am gleichen Dienst. Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück. Dann aber stürzte er vornüber zu Boden, sein Leib barst auseinander und alle seine Eingeweide quollen hervor. Das wurde allen Einwohnern von Jerusalem bekannt; deshalb nannten sie jenes Grundstück in ihrer Sprache Hakeldamach, das heißt Blutacker. Denn es steht im Buch der Psalmen: Sein Gehöft soll veröden, niemand soll darin wohnen! und: Sein Amt soll ein anderer erhalten! Es ist also nötig, dass einer von den Männern, die mit uns die ganze Zeit zusammen waren, als Jesus, der Herr, bei uns ein und aus ging, angefangen von der Taufe durch Johannes bis zu dem Tag, an dem er von uns ging und in den Himmel aufgenommen wurde – einer von diesen muss nun zusammen mit uns Zeuge seiner Auferstehung sein.

Und sie stellten zwei Männer auf: Josef, genannt Barsabbas, mit dem Beinamen Justus, und Matthias. Dann beteten sie:

Du, Herr, kennst die Herzen aller; zeige, wen von diesen beiden Du erwählt hast, diesen Dienst und dieses Apostelamt zu übernehmen! Denn Judas hat es verlassen und ist an den Ort gegangen, der ihm bestimmt war.

Sie warfen das Los über sie; das Los fiel auf Matthias und er wurde den elf Aposteln zugezählt.

Apostelgeschichte 1,15-26

Im Gottesdienst wird die schaurige Beschreibung vom Ende des Judas ausgelassen. Ich finde, man darf ruhig auch Trauer und Entsetzen über den Tod des Judas zur Sprache bringen und empfinden.

Matthias wird heute gefeiert. Sein unterlegener Konkurrent,  Josef Barsabbas Justus,  kommt nur an dieser Stelle der Bibel vor. Sein Beiname Justus bedeutet „der Gerechte“. Aus dem Zusammenhang geht hervor, daß er Jesus von Seiner Taufe bis zur Auferstehung und danach gefolgt war.

Traditionell wird er zu den Jüngern gerechnet,  die von Jesus paarweise ausgesandt wurden (Lk. 10,1-24); entsprechende Namenslisten entstanden allerdings erst im 8. Jh. Er war wohl ein Bruder des Judas Barsabbas, erwähnt in Apg. 15,22 als gewählter Mitarbeiter von Paulus und Silas in der Heidenmission.

Wir wissen über den Heiligen Josef Barsabbas Justus nicht mehr als dies. Aber das ist schon eine Menge. Von Anfang an dabei, treu und gerecht, Bruder eines Mitarbeiters Pauli. Wir wissen nicht, ob er nach der Auslosung gedacht hat „Schade, ich wäre gern dabei gewesen“ oder „Gott sei Dank bleibt mir dies Amt erspart“. Aber wir können davon ausgehen,  daß er das Ergebnis als Gottes Willen annahm und Matthias segnete.

Josef Barsabbas,  der Gerechte,  ist bestimmt ein Vorbild für den Umgang mit überlegenen Konkurrenten.

Über Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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5 Antworten zu Sein Amt soll ein anderer erhalten

  1. Herr S. schreibt:

    Vergleichbare Erfahrungen wie der Hl. Josef Barsabbas Justus habe ich in meinem Leben, vor allem im beruflichen, mehrfach machen müssen – ist und war für mich manchmal durchaus schmerzlich. Aber auch daran reift man.

    Ich möchte aber noch auf einen ganz anderen Aspekt der Wahl des Hl. Matthias in den Zwölferkreis der Apostel kommen:

    Denn die übrigen 11 Apostel waren ja DIREKT vom HERRN, also von Gott, erwählt worden – Matthias aber nach menschlicher Vorauswahl durch Losentscheid, das man wohl damals als eine Art Gottesurteil ansah.

    Aber es wurde wirklich ein Apostel vom HERRN unter dramatischen Umständen neu berufen – nämlich Saulus, der spätere Hl. Paulus, von Tarsus vor Damaskus!

    Für MICH ipersönlich ist daher dieser und nicht der von Menschen vorausgewählte Matthias der wahre Ersatz-Apostel für Judas Iskariot!

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  2. Herr S. schreibt:

    Zu Ihrem morgigen 62. Geburtstag wünsche ich Ihnen Gottes reichen Segen, sehr geehrte Frau Sperlich.

    Herzlichst Herr S.

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  3. Herr S. schreibt:

    Meine Mutter wäre übrigens heute 110, mein Onkel väterlicherseits 115 Jahre alt.

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