Wann immer in den sozialen (oft so unsozialen) Medien von Unfällen, Unglück oder schwierigen Wetterbedingungen berichtet wird, häufen sich unbarmherzig Kommentare.
Jemand ist aus Leichtsinn oder Dummheit zu Tode gekommen? „Kein Mitleid, Darwin-Award, selbst schuld!“
Obdachlose werden als vulnerable Gruppe herausgestellt? „Selbst schuld, keiner muss obdachlos sein!“
Ein Hochhaus brennt? „Heißer Abriss, Clankriminalität, Schlamperei der Bauarbeiter“ (noch ehe die Ermittlungen begonnen haben), „Berlin gehört ohnehin abgebrannt“ (ja, das stand in mehreren Varianten unter dem Artikel).
Tatsächlich ist der Grund für sehr viele Unfälle und auch nicht wenige Erkrankungen Leichtsinn. Tatsächlich sind die meisten Obdachlosen in Deutschland deshalb obdachlos, weil sie Probleme lange vor sich hergeschoben haben, statt sich helfen zu lassen. Tatsächlich werden Brände zuweilen gelegt oder entstehen durch Unachtsamkeit. Aber das berechtigt niemanden zur Gehässigkeit.
Stellen wir uns vor, ein Tag (24 Stunden) würde vergehen, ohne dass boshafte Kommentare losgelassen würden. Ein einziger Tag, an dem der Hinweis auf das Leid Obdachloser ausschließlich Gebete und gute Taten zur Folge hätte. An dem Unglücksfälle einfach nur schweigen und beten ließen, wenn man nicht helfen kann. An dem weder der Polizei noch der Justiz auf boshafte Weise vorgegriffen würde.
Auch wenn das wohl nicht zu erreichen ist – schon weil es wohlorganisierte Bot-Fabriken gibt, die den Sinn haben, Unsicherheit und Zwietracht zu säen – versuchen kann man es doch mal mir der Freundlichkeit und dem Mitleid. Daran arbeiten. Jeden Tag neu.


