Einige Gedanken zu den Sternsingern

Sehr Bedenkenswertes hat Bloggerkollege Tobias Klein in der Tagespost zur Monopolisierung der Sternsinger geschrieben.

Mir fällt dazu ein:

  1. Ich freue mich auf die Sternsinger,  auf Segen und Gesang,  auf Kinder,  die bei Wind und Wetter eigenverantwortlich für andere Kinder Spenden sammeln. Morgen kommen sie zu mir, Geld und Süßigkeiten liegen bereit. Ich freue mich,  dass Kinder selbst beschlossen haben,  welches Projekt sie in diesem Jahr unterstützen, und darüber genug gelernt haben, um es Erwachsenen zu erklären.
  2. Traurig und zornig nehme ich wahr, dass sie dafür gescholten werden. „Linkes Projekt“, „Bettelei“ usw.
  3. Entnervt sehe ich eine Debatte darüber, dass es auch „falsche“ Sternsinger gibt, die ebenfalls verkleidet, singend und segnend kommen,  aber nicht zum Kindermissionswerk gehören (und dies auch nicht behaupten). Mein Einwand,  sie sammeln vielleicht für einen anderen sozialen Zweck,  für die kranke Oma oder auch für sich selbst – was ich in Zeiten knapper Kassen nicht schlimm fände – wird schulmeisterlich abgebügelt. Die Mutter solle halt arbeiten gehen. (Vielleicht tut sie es ja. Es gibt auch schlecht bezahlte Arbeit. Aber so weit denkt nicht jeder.)
  4. Mit Befremden lese ich, dass „früher“ solche „unechten“ Sternsinger nicht unterwegs waren. Früher, d.h. in den 50er Jahren. Als noch alle ehrlich waren,  oder so.

Sternsinger gibt es seit den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts. In Nordeuropa waren es zunächst Klosterschüler, da den Klosterschulen durch den erstarkenden Protestantismus die Einnahmen wegbrachen und Schüler, die nicht von Hause aus reich waren,  sammelten,  um weiter lernen zu können. Auch andere Berufsgruppen wurden zeitweise mit dem Dreikönigssingen unterstützt. Zudem steuerten arme Kinder so etwas zum Unterhalt der Familie bei.

Es gab auch missbräuchliche Verwendung der Sammlungen (Versaufen), die Verbote nach sich zogen. Aber im Großen und Ganzen diente das Dreikönigssingen von jeher dem Lebensunterhalt und der Bildung. Verbote wurden teilweise auch aus politischen Gründen ausgesprochen. Bettelei wirft kein gutes Licht auf die Obrigkeit.

Seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts gibt es in Deutschland,  Österreich und Belgien die Sternsinger in der organisierten Form und mit dem Zweck, Armen zu helfen.

Aber wenn die Sternsinger ehrlichen Herzens den Segen Gottes bringen,  singen und sammeln, ohne organisiert zu sein, kann ich das nicht schlimm finden. Wirklich schlimm fand ich nur die deutliche Missbilligung der Sammlungen zugunsten von Menschen,  die weit weg leben.

Avatar von Unbekannt

About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
Dieser Beitrag wurde unter KATHOLONIEN abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Responses to Einige Gedanken zu den Sternsingern

  1. Avatar von pioneeringadbb968052 pioneeringadbb968052 sagt:

    Wie Sie geschrieben haben, ist das Sternsingen ein klassischer „Heischebrauch“ (heischen = fordern, bitten), von denen es früher viele (oftmals je nach Region unterschiedliche) gegeben hat. Das war kein Wunder, denn bei aller Verklärung der Vergangenheit: Vor der industriellen Revolution lebten wir in einer Gesellschaft, in der Mangel allerorten und Hunger nichts ungewöhnliches war. Noch in der Zwischenkriegszeit sind während der wüsten Wirtschaftskrise bei uns in manchen Gegenden Arbeitslose als Sternsinger gegangen, um sich ein bissl was zu verdienen. Sie hätten gern gearbeitet, aber niemand wollte sie damals einstellen.

    Wer sich also darüber aufregt, dass es sich bei den Sternsingern um e

    Like

    • Geht der Kommentar noch weiter? Irgendwas scheint da verloren zu sein.

      Like

      • Avatar von pioneeringadbb968052 pioneeringadbb968052 sagt:

        Sehr geehrte Frau Sperlich,

        keine Ahnung, was da passiert ist, aber ja, der Kommentar hatte noch ein paar Zeilen. Ich schicke ihn noch einmal.

        Mit freundlichen Grüßen Hermann Hayn ________________________________

        Gefällt 1 Person

      • Avatar von pioneeringadbb968052 pioneeringadbb968052 sagt:

        Hier noch einmal der Kommentar mit dem verlorenen Absatz:

        ________________________________ From: Hermann Hayn hermann111@hotmail.com Sent: Saturday, January 11, 2025 1:10 PM To: Katholisch? Logisch! comment+eq9-vr7uf6nqh-jr01kryl1eq@comment.wordpress.com Subject: Re: Einige Gedanken zu den Sternsingern

        Wie Sie geschrieben haben, ist das Sternsingen ein klassischer „Heischebrauch“ (heischen = fordern, bitten), von denen es früher viele (oftmals je nach Region unterschiedliche) gegeben hat. Das war kein Wunder, denn bei aller Verklärung der Vergangenheit: Vor der industriellen Revolution lebten wir in einer Gesellschaft, in der Mangel allerorten und Hunger nichts ungewöhnliches war. Noch in der Zwischenkriegszeit sind während der wüsten Wirtschaftskrise bei uns in manchen Gegenden Arbeitslose als Sternsinger gegangen, um sich ein bissl was zu verdienen. Sie hätten gern gearbeitet, aber niemand wollte sie damals einstellen.

        Wer sich also darüber aufregt, dass es sich bei den Sternsingern um e

        Gefällt 1 Person

        • Irgendwie scheint der Wurm drin, der letzte Satz hat es wieder nicht ganz geschafft – aber jetzt kann ich verstehen, was Sie meinen.
          Auch in unseren Zeiten gibt es ja viele, die gerne arbeiten würden und nicht können, weil niemand sie einstellt. Auch wenn die Umstände in unseren Breiten wesentlich milder geworden sind. Natürlich muss man die Kinder vom Kindermissionswerk auch davor schützen, dass andere sich ihren Namen aneignen. Aber das ginge m.E. auch ganz ohne Monopolisierung.

          Like

Kommentare sind geschlossen.