Solarstrom,  Schaukasten und Predigerinnen

Kürzlich war ich auf einem Kirchweihfest. Es gab dort viel Gutes: Mitreißende Blasmusik, leckeres Essen,  fröhliche Kinder (Hüpfburgen sind schon eine gute Erfindung), informative Stände. Und es gab eine Art Umfrage,  initiiert von Befürworterinnen des Synodalen Weges.
Auf einer Stellwand prangten mehrere Fragen. Man wurde aufgefordert,  einen Klebepunkt bei „Ja“ oder „Nein“ hinzukleben.  Die erste Frage betraf den Plan, Solarzellen auf dem Kirchendach anzubringen.  Auf meine Frage wurde mir erklärt, man wolle dazu zunächst Beratung durch einen Fachmann.  Das klang vernünftig, ich klebte den Punkt unter „Ja“.
Als zweites wurde gefragt, ob man für einen größeren Schaukasten sei. Hier enthielt ich mich,da ich das nicht beurteilen konnte. Und an dritter Stelle sollte ich sagen, ob ich mehr Predigten von Frauen wünschte. Dabei wurde ich sehr direkt angesprochen,  es gebe doch viel zu selten Frauenpredigten. Ich finde das nicht,  weil ich der Ansicht bin, wenn das Kirchenrecht Laienpredigten in der Messe (gleich ob von Männern oder Frauen) untersagt, habe ich das zu akzeptieren.  Abgesehen davon ist Frauen erlaubt,  Vorträge und Reden in kirchlichen Einrichtungen zu halten, in Schulen und an Universitäten Religion und Theologie zu lehren und überhaupt das Wort fast überall predigen und lehrend zu ergreifen, auch bei Andachten und Wortgottesdiensten und im Stundengebet, nur eben nicht während der Messe.

Ich klebte also meinen Punkt bei Nein. Später sah ich, dass sich immerhin noch ein Punkt dazugesellt hatte.

Ich hatte mich durch die Dame an dieser Stellwand bedrängt gefühlt. Wer eine Abstimmung will, sollte nicht auf die Abstimmenden einreden, um sie auf eine Seite zu ziehen.

Schlimmer noch finde ich, dass mit dieser Stellwand so getan wurde, als seien die Entscheidungen über Solarzellen,  Schaukästen und Predigerinnen gleichwertig. Zum einen ist es, selbst wenn man Laienpredigten bejaht, nicht eben emanzipatorisch, Frauen und ihre Dienste mit technischen Geräten und Möbeln gleichzusetzen. Zum anderen ist die Predigt während der Messe ein liturgischer Dienst und darf nicht mit weltlichen Gerätschaften gleichgesetzt werden.

Diese Stellwand hinterlässt mir einen unschönen Nachgeschmack.

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About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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5 Responses to Solarstrom,  Schaukasten und Predigerinnen

  1. Avatar von Joachim Joachim sagt:

    Ja, schnell mal eine Abstimmung, damit sind die Erwartungen klargestellt, wie auch die erforderlichen Maßnahmen. Kennen wir so auch von der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung; 96% wünschen Reformen – los gehts. Hintergrundinformationen, Basiswissen, Katechese? Brauchen wir nicht.

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    • Und gar ein Bewusstsein, daß die Kirche kein demokratischer Verein ist, sondern eine göttliche Stiftung…

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      • Avatar von Joachim Joachim sagt:

        Richtig, das passt ja garnicht in unserer Zeit…

        Daher haben bei der KMU auch 87% der Katholiken dafür gestimmt, dass „Führungspersonen der Kirchen durch die Kirchenmitglieder demokratisch gewählt“ werden sollen.

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  2. Avatar von Hermann Hermann sagt:

    Ich weiß nicht, warum, aber ich muss an einen Witz aus der untergegangenen DDR denken. DDR und die Kirche Jesu Christi kann man zwar auch nicht vergleichen, so wie Predigten und Solarstrom, aber ich kann mir nicht helfen. Den kennen Sie sicher.

    In der DDR standen Kommunalwahlen an. Die Vorbereitungen liefen prächtig, die Aktivisten waren aktiv, das „Neue Deutschland“ schrieb über die Wichtigkeit der anstehenden Wahlentscheidung – aber ganz kurzfristig mussten die Wahlen um eine Woche verschoben werden.

    Der Grund? Im Ministerium für Staatssicherheit (auch bekannt als „Horch und Greif“) hatte man die Wahlergebnisse verlegt.

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