Warum ich die AfD für eine kriminelle Vereinigung halte und trotzdem nicht demonstrieren war

In der AfD wird einerseits völlig ungeniert diskutiert, wie man alle Menschen mit migrantischem Hintergrund (naja, außer vielleicht österreichischen Gefreiten) in ein noch zu aquirierendes Pachtland in Afrika „remigrieren“ sollte.

Andererseits zetern zahlreiche ihrer Anhänger: Gar nicht wahr! Wir wollen nur die Kriminellen unter ihnen rauswerfen! – und übersehen dabei nicht nur die klaren Inhalte dieser Diskussion, in der es gar nicht um Straftaten geht, nur um Herkunft. Übersehen wird auch, daß der Plan eindeutig beinhaltet, Menschen die deutsche Staatsangehörigkeit abzuerkennen. 

Ehe man mich wieder einmal als „blinden Gutmenschen“ tituliert, ein paar Hinweise.  Ich bin dafür, Ausländer, die schwere Straftaten begehen,  auszuweisen, und Deutsche, die das tun, ohne Beachtung des Ursprungslandes ihrer Vorfahren angemessen zu bestrafen.  Mörder, Terroristen und Vergewaltiger gehören meiner Ansicht nach ins Gefängnis,  und es ist mir egal, woher sie kommen. 

Ebenso egal ist die Herkunft jedes Eierdiebes. Eierdiebstahl wird zu Recht nur milde geahndet, so soll es bleiben,  und auch hier ist die Herkunft des Täters unerheblich.

Man sieht, im Gegensatz zur AfD habe ich ein Rechtsempfinden, das mit dem deutschen Recht im Großen und Ganzen konform geht.

Im Gegensatz zur AfD mag ich auch das Grundgesetz sehr, nach dem kein Mensch wegen seiner Abstammung bevorzugt oder benachteiligt werden darf.

Und warum war ich nicht demonstrieren?

Das hat zwei Gründe.  Einer davon heißt Kniearthrose. Längere Zeit stehen oder gehen ist einfach nicht mehr möglich.  Natürlich hätte ich mir einen Rollstuhl leihen können (tu ich für den Marsch für das Leben ja auch),  deshalb ist das kein vollwertiger Grund.   

Der zweite,  für mich nach gründlichem Nachdenken ausschlaggebende Grund hat mit der Rezeption des Christentums zu tun. Zwar kenne ich Atheisten sowie politisch eher links oder grün orientierte Menschen, die mir gegenüber freundlich und höflich sind. Aber ich kenne auch das krasse Gegenteil.  Und ich möchte nicht auf einer Demonstration von Menschen,  an deren Seite ich gehe, wegen meines Glaubens angepöbelt werden.

Ach, das passiert doch gar nicht?

Habt Ihr eine Ahnung.

Die letzte Pöbelei erlebte ich im friedlich-bürgerlichen Ortsteil Berlin-Friedenau, als ich vor einer Nahkauf-Filiale meine Einkäufe zusammenpackte. Ein Mann mittleren Alters,  weiß, dem Erscheinungsbild nach gutbürgerlich (also Typ „weißer alter Mann) wies auf ein von mir getragenes Glaubenssymbol und meinte locker-flockig, in akzentfreiem Hochdeutsch: „Sie wissen ja, das sowas heilbar ist.“

Ich bekenne mich auch weiter öffentlich zu meinem Glauben, und ich bin gerne bereit, auch weiter mit Grünen,  Linken,  Sozialisten und explizit Religionslosen zu sprechen wie ein zivilisierter Mensch.  Aber ich begebe mich nicht mehr ohne Not in Menschenmengen, in denen es meiner Ansicht nach wahrscheinlich ist, als Christ dumm angelabert zu werden.

Ich glaube auch nicht,  daß es gegen eine drohende Diktatur hilft, wenn sich habituell Intolerante treffen.

Vielleicht liege ich falsch. Vielleicht herrschte auf allen Demonstrationen gegen die AfD ein Klima der Toleranz und Nächstenliebe.  Aber meine Lebenserfahrung spricht dagegen.

Und was mache ich gegen die AfD?

Zum Beispiel bloggen. Was anderes wählen. Im Gespräch Position beziehen.  AfD-Mitglieder zitieren.  Und vielleicht auch mal darauf hinweisen,  daß Namen wie Chrupalla und Protschka nicht deutsch sind und ihre Träger mal ihre Auswanderung planen sollten, um sich selbst Ernst zu nehmen. Mit dem deutschen Recht haben sie definitiv Probleme.

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About Claudia Sperlich

Dichterin, Übersetzerin, Katholikin. Befürworterin der Vernunft, aber nicht in Überdosierung.
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17 Responses to Warum ich die AfD für eine kriminelle Vereinigung halte und trotzdem nicht demonstrieren war

  1. Avatar von Klaus K. Klaus K. sagt:

    Es ist doch mittlerweile völlig egal, ob die AfD kriminell ist oder nicht, ob sie extrem ist oder nicht, ob sie was-auch-immer ist oder nicht.
    Die AfD ist ein Produkt der Merkelpolitik und sie wird weiter wachsen, solange die suizidale Ampelpolitik sie immer weiter füttert. Wer die AfD kleinhalten will, muß
    Grüne Politik verhindern. Nicht mehr und nicht weniger.

    Beispiel gefällig? Heute schlug der grüne Landwirtschaftsminister eine Sondersteuer auf nichtvegane Nahrungsmittel vor, um die Landwirte zu entschädigen. Und schon wieder ein paar tausend Wähler für die AfD gewonnen!

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    • Ich halte es nicht für egal, ob jemand oder etwas kriminell ist. Frau Merkel ist auch nicht Schuld daran, daß andere Menschen Neonazis sind. Ob das Böse weggeht davon, daß man die Grünen nicht wählt, wage ich zu bezweifeln.
      Auch halte ich die meisten Landwirte für gescheit genug, nicht den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.

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  2. Avatar von Herr S. Herr S. sagt:

    Als Christ in Deutschland bin ich gewohnt, viele Andersdenkende zu ertragen, lat.: zu tolerieren. Wir hatten in unserer Kleinstadt vor vielen Jahren mal einen angemeldeten und genehmigten Aufmarsch von Neonazis.
    Auf dem Marktplatz versammelten sich Gegendemonstranten, vorwiegend aus dem linken Spektrum von Jusos bis hin zur Antifa. Wie zahlreiche andere Bürger gingen auch wir dahin und hörten uns die Reden zum Teil an, obwohl wir mit den Linken dort uns keinesfalls gemein machen wollten und uns auch nicht im Entferntesten von ihnen und ihren politischen Zielen vereinnahmen lassen wollten.
    So verließen wir nach einiger Zeit besagte Veranstaltung und beschlossen, da der Demonstrationsmarsch der Rechten durch unsere Straße und an unserem Wohnhaus Vorbeigehen sollte, ganz persönlich mit selbst gemachten Plakaten still und symbolisch die Stichstraße an unserem Haus zu sperren im Vertrauen darauf, dass uns die den Marschzu begleitende Polizei uns vor Übergriffe schützen würde.
    Schnell hatten wir 2 DIN A3-Plakate beschriftet und stellten uns still und ernst nebeneinander in die Straßeneimündung der Stichstraße.
    Die Aktion war ein voller Erfolg: Wir wurden von vielen Vorbeigehenden – darunter zahlreiche Jugendliche – beachtet, sogar mit unserer Einwilligung fotografiert.
    Schließlich wurde der Marschzug zu unserem Glück von der Polizei – nicht wg uns beiden – umdirigiert über eine andere Route.

    So kann man auch ganz individuell und ohne sich mit den linken Gruppen gemein zu machen, die ja z.B. bzgl. des Lebensrechts Ungeborener eine andere Meinung als wir haben und uns da gar bekämpfen, ebenfalls klar Flagge gegen z.B. die AfD zeigen – und das tun Sie, Frau Sperlich, ja mit Ihrem Blog in vorbildlichem Maße.

    Die Ideen und Vorschläge zur pauschalen sog. „Remigration“ in unser Land Geflüchtet sind unsinnig und hätten bei Umsetzung bürgerkriegsartige Situationen zur Folge.

    Übrigens zu Ihrer unliebsamen Begegnung im Supermarkt:
    Sie sind da voll in der Nachfolge des Herrn als bekennende Christin.
    Ob den offensichtlich atheistischen Mann wohl vielleicht eine Gegenfrage, wie er sich denn konkret die „Heilung“ vom christlichen. Glauben vorstellt, zum Nachdenken gebracht?
    Denkbar sind da ja viele allerdings gegen das Grundgesetz gerichtetete Möglichkeiten – z.B. Einweisung in die Psychiatrie (gab es in der UdSSR) bis hin zu Umerziehunglagern wie in der VR China oder Nordkorea.

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    • Dank für diesen Kommentar. Die beschriebene Art der Demonstration gefällt mir sehr!
      Dem seltsamen Herrn habe ich nach einer Schrecksekunde für seine Höflichkeit und Ehrlichkeit gedankt. Vielleicht hat ihn das zum Nachdenken gebracht, man kann es nicht ausschließen.

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  3. Avatar von Hermann Hermann sagt:

    Tja, hier oute ich mich als zwar praktizierender Katholik, aber oft nicht die christliche Nächstenliebe praktizierend. Ich hätte den „atheistischen Nikolo“ wohl länger angeschaut und gesagt: „Kann schon sein“ (nochmals längerer nachdenklicher Blick aufs Gegenüber) „aber gegen Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.“ (schön, in diesem Falle hilft es, wenn man selbst knapp zwei Meter groß ist).

    Und was „österreichische Gefreite“ angeht, eine formaljuristische Richtigstellung: Der Mann, um den es hier geht, war zwar Österreicher, hat sich aber bekanntermaßen im Ersten Weltkrieg freiwillig zur kaiserlich-deutschen Armee gemeldet (was die Soldaten damals auch „Kriegsmutwilliger“ nannten). In dem Moment, wo er in die deutsche Armee eintrat, hat er die österreichische Staatsbürgerschaft verloren. Das war damals bei uns geltendes Recht und gilt auch heute noch so. Als Konsequenz war der Mann fortan staatenlos, und blieb das auch, bis er – ich glaube, Ende der 20er-Jahre – in Thüringen irgendwo formell ein Amt erhielt (Polizeichef einer Provinzstadt?), damit er im Teutschen Reyche eingebürgert werden konnte.

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  4. Avatar von Herr S. Herr S. sagt:

    Allerdings ist Herrmann’s Vermutung zu Hitlers Annahme der Deutschen Staatsbürgerschaft unzutreffend, wie ich mich noch aus meinem Geschichtsunterricht am Gymnasium vor 55 Jahren erinnerte – danach wurde Hitler formal dt. Staatsbürger, als man ihm in Braunschweig anlässlich seiner Kandidatur zum Amt des Reichspräsidenten zum Regierungsbeamten machte.

    Ich habe unter dem Begriff „Adolf Hitler“ bei Wikipedia nachgesehen und folgende meine Erinnerung im wesentlichen bestätigen Passage dort gefunden, die ich hier in Kopie zitiere:

    „Um bei der Reichspräsidentenwahl März/April 1932 gegen Hindenburg antreten zu können, musste Hitler, der seit dem 30. April 1925 Staatenloser war,[215] nach § 1 Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz Staatsangehöriger eines Bundesstaates und somit Deutscher werden (siehe Einbürgerung Adolf Hitlers Februar 1932). Als wegen Hochverrats Vorbestrafter strebte er die nach § 14 Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz mögliche „Anstellung im unmittelbaren oder mittelbaren Staatsdienst“ an, die „für einen Ausländer als Einbürgerung […]“ galt, um die zu erwartenden Bedenken eines Bundesstaats gegen seine Einbürgerung zu umgehen. Nach mehreren erfolglosen Anläufen berief ihn der Innenminister im Freistaat Braunschweig Dietrich Klagges (NSDAP) drei Tage nach Bekanntgabe seiner Kandidatur zum Braunschweiger Regierungsrat.[216] Hitler trat seinen vorgesehenen Dienst aber nie an, sondern erhielt sofort Urlaub für den Wahlkampf und beantragte später unbefristeten Urlaub für seine künftigen „politischen Kämpfe“. Er wurde erst als Reichskanzler am 16. Februar 1933 aus dem braunschweigischen Staatsdienst entlassen.[217]“

    Also nix mit Hitler als Polizeichef o.ä. in Thüringen…

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    • Avatar von Hermann Hermann sagt:

      Lieber Herr S.,
      ob Thüringer oder Braunschweiger – wurst ist wurst, vor allem für mich als „Ösi“, für den das sowieso alles nördlich des Weißwurst-Äquators gelegen ist. Ich hab mich nur noch undeutlich an einen bösen Reim von damals erinnert, in dem von „H…er, dem Gendarmen“ die Rede war.

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      • Avatar von Herr S. Herr S. sagt:

        Hallo Herr Herrmann,

        mir ist das nicht „wurscht“, sondern ich lege schon Wert auf Genauigkeit und Richtigkeit- auch bei Wiedergabe historischer Ereignisse- sonst kommt in diesem Fall ein ganzes Bundesland (Thüringen) noch mehr in Verruf, als es derzeit eh schon ist.

        Und so entstehen dann Legenden, die zeitlich und örtlich unzutreffend sind.

        Letzteres möchte ich auch nicht bei biblischen Schildetungen annehmen, denn darunter leidet die Glaubwürdigkeit der Quelle.

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        • Avatar von Hermann Hermann sagt:

          Lieber Herr S.,

          auf historische Genauigkeit ist natürlich genau so Wert zu legen wie auf richtiges Zitieren (in der Wissenschaft) und Beten aus ganzem Herzen (als Christ). Ich bedanke mich daher für die Richtigstellung der Richtigstellung und wünsche weiterhin alles Gute 😉 !

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  5. Avatar von Joachim Joachim sagt:

    Vielen Dank für Ihren Beitrag. Uns vereint, dass wir die fremdenfeindliche Positionen ablehnen und dennoch nicht demonstrieren gingen. Der Grund für letzteres liegt bei mir allerdings noch etwas anders. Die Herausforderung sehe ich nicht in der Partei, sondern in der Wählerschaft. Stellung beziehen ist ja grundsätzlich gut. Aber wer glaubt im Ernst, dass mit diesen Demos Wähler zurückzuholen sind? Eher im Gegenteil. Diese Wähler lassen sich nur zurückholen, wenn Sie erkennen, dass Sie von der Politik mit Ihren Themen zumindest wahrgenommen werden. Nur zur rufen, die AfD ist böse, ist zu einfach und wird auch nichts zum Positiven hin wenden.

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    • Ja, auch das ist wahr. Allerdings ist der Sinn von Demonstrationen in aller Regel weniger das Überzeugen der Gegner als das Zeigen der eigenen Anwesenheit. Staat und Gesellschaft zu demonstrieren, daß es da noch ein paar andere Menschen mit anderen Meinungen gibt, kann durchaus sinnvoll sein.
      Aber es gibt zum Glück auch außerhalb von Demonstrationen Möglichkeiten, Stellung zu beziehen.

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  6. Avatar von Julia Wiesenbecker Julia Wiesenbecker sagt:

    Wenn Sie als Christ die Grünen, die Partei des Massenmordes an ungeborene Kinder und der Genderideologie, ablehnen, haben Sie ein Problem:
    Wählen Sie eine Partei, die an der 5%-Hürde scheitert, wird ihre Stimme unter den Parteien aufgeteilt, die die Hürde schaffen. Damit wählen Sie indirekt die Grünen.
    Wählen Sie ?DU, SPD oder FDP, dann wählen Sie eine Partei, die im Zweifelsfall Mehrheitsbeschafferin für die Grünen ist.

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  7. Avatar von Hans-Jürgen Caspar Hans-Jürgen Caspar sagt:

    In der Hoffnung, dass ich mit dem Folgenden nicht unpassend komme, nur dies zu den Demonstrationen der letzten Tage gegen „Rechts“. Ein lokaler Vertreter einer demokratischen Partei sagte, dass sie die Mitarbeit in dem sogenannten „Bündnis für Demokratie und Vielfalt“ ablehnt, und es für sie mit der schwarzen Flagge der Antifa und dem Schwarzen Block genauso wenig Gemeinsamkeiten wie mit der AfD gibt.

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