Veronika Grohsebner ist mit Der Verrat. Benjamin Coleman 5 wieder einmal ein Buch voll Spannung gelungen. Coleman, aus den vorigen Romanen bekannt als junges Mathematikgenie und Mitglied einer paramilitärischen Einheit im Kampf gegen Drogenkriminalität, ist auf der Spur einer mafiösen Organisation besonders widerlicher Art. Dazu muss er verdeckt in einer Universität ermitteln. Es geht, wie im vorigen Band, neben Drogen um illegalen Organhandel, um Korruption in sämtlichen höheren Etagen und um Rassismus in seiner brutalsten Form. Die Verstrickungen werden komplizierter, und der Leser hat bald die eine oder andere aus den vorigen Romanen bekannte Figur in Verdacht, es kommen weitere dazu.
Zugleich geht es um eine wichtige ethische Frage: Darf man sich als verdeckter Ermittler an Bösem beteiligen? Darf man einen Menschen schwer schädigen, gar töten, um viele zu retten? Kann man rassistische Gedanken haben, wenn man gar kein Rassist sein will?
Mit all diesen Fragen wird der Held des Buches, der sich gar nicht heldenhaft findet, auf krasse Weise konfrontiert. Seine katholische Religiosität ist ihm dabei eine große Hilfe, aber kein Zaubermittel – er erlebt Selbst- und Glaubenszweifel und muss Schreckliches hilflos mitansehen.
Der Schluss ist ein Cliffhanger. Der Leser hat einen hoffnungsvollen Wissensvorsprung vor Benjamin Coleman (und weiß zudem, daß die Serie auf sieben Bücher angelegt ist, also so gar nicht enden kann). Einzelne Probleme haben gerade erst ihren Anfang genommen. Und die zarte Liebesgeschichte mit dem vorläufigen Höhepunkt einer anrührenden Verlobung ist durch Benjamins Arbeit und damit zusammenhängende Fährnisse brutal unterbrochen.
Ich warte mit großer Spannung auf den nächsten Band. Wie alle Romane von Veronika Grohsebner firmiert Der Verrat zwar als Jugendliteratur, kann aber auch von Erwachsenen mit Freude und Gewinn gelesen werden.
Veronika Grohsebner, Der Verrat. Benjamin Coleman 5, ISBN 978- 3-200-09193-1


