Das Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche ist eindeutig: Priesterinnen kann es in dieser Konfession nicht geben. Das wurde zwei Jahrtausende lang oft genug erklärt, auch von Päpsten der jüngeren Vergangenheit. Ich selbst habe mich dazu bereits mehrfach geäußert, u.a. hier und hier und hier. Daher will ich mich heute nicht weiter zu den Argumenten gegen die Ordination von Frauen äußern.
Es wird niemand gezwungen, den Argumenten großer Theologen und kleiner Bloggerinnen zu folgen, jedenfalls nicht im Christentum. Man kann ohne weiteres römisch-katholisch sein, ohne Thomas von Aquin je zu lesen. Oder evangelisch, ohne Melanchthon zu kennen. Sie sind ja nicht Kern oder Gründer des Christentums. Aber wenn man einer religiösen Gemeinschaft angehören will, zugleich jedoch ihre grundsätzlichen Regeln nicht nur nicht befolgen will, sondern sie geradezu bekämpft, muss man sich fragen lassen: Was willst du eigentlich?
Schauen wir mal, was geglaubt wird, wo römisch-katholische Priesterinnen als erstrebenswertes Ziel gelten. Zunächst bietet sich der Blick auf die Initiative Maria 2.0 an. Deren Seiten entnehme ich folgende Ideen:
Maria 2.0 empfiehlt Frauen ausdrücklich die Protestform, zeitweise alle Dienste in der Kirche niederzulegen.
Gefordert wird neben dem Priesteramt für Frauen, „kirchliche Sexualmoral an der Lebenswirklichkeit der Menschen auszurichten“. Das bedeutet, jeder darf mit jedem, wenn nur beide es wollen, Scheidung ist zwar nicht direkt gut, aber auch kein Ehehindernis für später.
Dagegen steht: Dienen gehört zum Grundtenor christlichen Lebens, Macht haben nicht. Priestertum vorrangig mit Macht zu verbinden, ist falsch. Die Macht eines Priesters ist übrigens auch in Deutschland, wo er ein gutes Einkommen hat, sehr begrenzt, viel mehr noch in den vielen Ländern, in denen der priesterliche Geldbeutel sehr schmal ist und Priester im übrigen ständig in Gefahr sind. Die „Macht“ eines iranischen Priesters möchte wohl niemand wirklich haben. Übrigens wird zuweilen in diesem Zusammenhang vom „Weiheamt“ gesprochen, das Frauen unbedingt zugänglich sein muss. Nun gibt es die Ordensweihe, die Jungfrauenweihe (ohne männliches Gegenstück!), die Witwenweihe. Keine dieser Weihen kommen bei Maria 2.0 auch nur am Rande vor.
Zur Lebenswirklichkeit gehört, dass wir Sünder sind. Moral, die nicht dazu dient, uns von der Sünde weg und zu Gott hin zu bewegen, ist sinnlos. Sexualität wird im Christentum so heilig gehalten, dass sie ihren Ort nur in einer Ehe zwischen genau einem Mann und genau einer Frau hat, nur bei gegenseitigem Konsens, nur ohne Zwang, nur mit der grundsätzlichen Offenheit für Kinder. Das geschieht zum Schutz des Lebens und zum Schutz vor Missbrauch. Alle Missbrauchsfälle in Kirche und Welt geschahen, weil die kirchliche Sexualmoral nicht beachtet wurde.
Unter dem Punkt „Aktuelles“ bei Maria Zweinull lese ich: „Wir meinen, dass eine Kirche in jesuanischer Spur alles, was sie ist, besitzt und kann, den Menschen geben sollte. In der Spur Jesu geht es nicht um tradierte oder ritualisierte Gesten, sondern um konkrete Taten der Befreiung, des Mutes, der Barmherzigkeit, der Versöhnung und Zuversicht, der Ermöglichung und Sichtbarmachung. Die wollen besprochen, erstritten, verhandelt werden. Dazu müssen die Menschen zusammenkommen. Das braucht (konsumfreien) Raum, der überall fehlt. Die Kirchen haben ihn.“
Immerhin kommt Jesus hier vor, was ich auf der Seite jener Initiative zum ersten Mal erlebe. Interessanterweise beinhaltet diese neue Form der Kirche aber kein Gebet und – ganz ausdrücklich – keine Liturgie. Nun ist es aber nicht nur Katholiken klar, dass wir Rituale brauchen. (Fragen Sie einen atheistischen Psychiater, wenn sie es der katholischen Autorin nicht glauben.) Verzichten wir auf Rituale jeglicher Art, vom profanen Handschlag bis zum frommen Niederknien und Sich-Erheben, wird es auch nichts mit der Versöhnung, weder zwischenmenschlich noch zwischen Mensch und Gott. Bemerkenswert finde ich auch, dass das Wort „christlich“ ausdrücklich vermieden wird. Zum Menschen Jesus will man schon irgendwie gehören (aber nur, so lange Er nicht so unbequeme Dinge sagt wie „Kein Jota des Gesetzes soll verloren gehen“), aber zum Messias, zum Christus, zu Gesalbten nicht. Mir kommt das vor wie eine moderne Form des Arianismus. Aber in der Firmung wurden wir gesalbt, um mündige Christen zu werden!
Im Synodalen Weg forderte Frau Stetter-Karp, die Präsidentin des ZdK und Verfechterin der Priesterweihe für Frauen, ein „flächendeckendes Angebot“ für Abtreibungen, und weder das ZdK noch der Synodale Weg zog daraus irgendeine personale Konsequenz.
Bei der Alt-Katholischen Kirche, in der es Priesterinnen gibt und in die gerne übertreten darf, wer katholisch sein will, aber ohne Rom, finde ich eine seltsame Haltung zur Abtreibung, die als „Gewissensentscheidung“ toleriert wird und nur mit sehr vorsichtigen Worten leise kritisiert wird.
Ich möchte katholisch bleiben, Mitglied der Kirche, die jedes Menschenleben bejaht, aber nicht jede Handlung. Ich möchte in einer Kirche sein, die Gott für gnädig, aber nicht für gleichgültig hält.



Hmmm, unerforschlich sind die Wege des Herrn (und nur der Zyniker in mir fragt sich, ob ER da oben immer noch so zufrieden mit der Entscheidung ist, uns mit Willensfreiheit auszustatten). Aber Spaß beiseite, ich kann verstehen, dass selbsternannte Kirchenreformer um heilige Schriften oder Rituale glauben, Bogen machen zu müssen. Denn ich meine mich zu erinnern, dass die hl. Schriften unseres Glaubens voll sind mit unbequemen Aussagen und Zumutungen. – Was die Forderung nach flächendeckender Abtreibung angeht: Hat ER nicht gesagt, wer einen von diesen Kleinen verlöre, für den wäre es besser, er würde mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen? – Inzwischen finde ich mich damit ab, dass die Kirche unser Land bereits mehrfach missioniert hat (Spätantike, Mittelalter, Gegenreformation). Sie wird es wohl wieder machen müssen …
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Ist das Thema immer noch aktuell? Ich habe es längst abgehakt. Schaudern lässt mich aber immer noch die Fälschung des biblischen Regenbogens.
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