Die neueste Carolin-Kebekus-Show trägt den Titel „Habemus Mama“. Ja, genau so. Nicht nur die Latinistin merkt, dass da ein -m am Ende fehlt. (Liebe Häretiker, geschätzte Kirchenbasher – lernt erst mal anständig Latein! Die Satanismus-Vorführung während eines Fußballspiels der jüngeren Vergangenheit war grässlich, aber sie zeigte, dass es wenigstens möglich ist, in grammatisch korrektem Latein zu fluchen. Hiermit stelle ich fest, dass ich an einer Satanismus-Show auf Anhieb noch mehr Gutes finde als an der Carolin-Kebekus-Show.)
Carolin Kebekus hat ein Sendungsbewusstsein, das wird schnell klar. Na, wat will se denn? – Um das herauszufinden, habe ich auf der Mediathek die ganze, über 28minütige Show ertragen, obwohl ich als Katholikin eigentlich das Martyrium nicht suchen darf. Knallharte Recherche!
Nach einer witzelnden Einleitung kommt ein Rundumschlag gegen die „Papabili“. „Paroli … gilt als gemäßigt progressiv, aber von sowas darf man sich bei den Katholiken nicht täuschen lassen.“ Weil er die „Ehe für alle“ als „Niederlage der Menschheit“ bezeichnet hat. Also, weil er nicht der Ansicht ist, dass es gut sein könnte, wenn jeder mit jedem darf. Das findet die Kebekus ganz, ganz schlimm. Und da (und bei weiteren angeblichen Papabili) muss sie dringend die Hörer dazu animieren, im Chor „Wir bitten dich, verschone uns“ zu sagen. Sehr, sehr witzig.
Dann nennt sie Kardinal Woelki (der gar nicht als Papabile gilt, aber was interessiert das eine Kebekus) einen „professionellen Missbrauchsvertuscher“. Ich erinnere: Woelki war der, der ein Gutachten über Missbrauch wegen methodischer Mängel abgelehnt und ein besseres in Auftrag gegeben hatte. Vertuschung geht anders.
Schlimm natürlich auch, wenn ein Kardinal eine simulierte „Priesterinnenweihe“ als „unsinnige Provokation“ bezeichnet hat – also als genau das, was sie ist, nämlich unsinnig (weil für die Kirche konsequenzenlos) und provokativ (weil die Damen das genau wussten und trotzdem taten). Damit ist er bei Kebekus unten durch, und da muss sie dann richtig vulgär werden. Also richtig vulgär, ein bisschen ist sie es ja schon von alleine.
Wenn, so sagt sie, auch die Liberalsten der Kandidaten „stockkonservative Oppas“ sind, dann „sind sie nicht die Richtigen“. Denn „Man wünscht sich einen Papst, der weniger weltfremd ist und mitten im Leben steht. Also Leute, diesen Job macht doch am besten eine Frau!“ (Hier wird erst verhalten gejubelt, weswegen sie eindrücklich hinzufügt: „Ja!“ und damit den richtigen Jubel auslöst.) „Eine Frau! Also jemand, die auch – die auch theoretisch wirklich Leben schöpfen könnte – wenn sie wollte!“ (Dass es dabei nicht so ganz ohne männliches Zutun geht, könnte ich Frau Kebekus erklären, will aber nicht.) „Außerdem haben wir ja nun mittlerweile genügend Beispiele, wo Männer ihre Machtposition nur dazu ausnutzen, um die Welt ins Verderben zu reiten.“ (Mann böse, Frau gut, Kebekus klug.)
Na und so weiter. Wenn die katholische Kirche wirklich eine moralische Instanz wäre, hätten ja alle was davon (und dass sie gar nicht primär eine moralische Instanz sein will, sondern Braut Christi, würde Kebekus nicht mal verstehen, wenn sie es wüsste).
Dann kommen ein paar richtig gut katholisch anmutende Sätze: „Frauen waren die ersten, die die Frohe Botschaft verbreitet haben“ (stimmt); „unter dem Kreuz waren am Ende nur noch Frauen, denn alle Aposteln [sic] hatten wirklich was Besseres zu tun“ (Johannes stand unter dem Kreuz und war ein Mann; Angst haben ist nicht das Gleiche wie „was Besseres zu tun haben“; „und im Übrigen, bei der Zeugung von Jesus war kein Mann involviert“ (ja, das wissen alle Kirchenlehrer, alle Päpste, alle Theologen, alle Katholiken, gleich ob Laien oder Geistliche, Männer oder Frauen – aber Frau Kebekus muss das mit einer Gestik und Mimik vorbringen, als sei es das Unerhörteste Neue).
Vor zwölf Jahren hat sie sich schon mal „um diesen Job beworben“. Eingeblendet wird Carolin Kebekus, die Kardinal Meisner vollschwätzt damit, dass sie eine Bewerbung dabei hat, und der sagt ganz cool: „Da haben Sie nicht die Figur dazu.“ Und das finde ich den ersten wirklich witzigen Satz in der Show. Es wird auch der letzte bleiben.
Nun wird ihr neuester Streich eingeblendet. Kebekus in päpstlichem Ornat mit zwei als Schweizergardisten verkleideten Frauen zu ihren Seiten, Plakate aufhängend und Wahlpropaganda verteilend. „Was Vatikan, kann Mutti schon lange“ ist auf den Plakaten zu lesen. (Is lahm, denke ich.) Und dann fragt sie die KI, was man als Papst können muss. Sie zeigt, dass sie kein Latein kann, und sie zeigt, dass sie sich davor ekelt, anderen Leuten die Füße zu waschen.
Thesen hat sie an den Dom genagelt, die ihr wirklich wichtig sind. (Erst Thesen annageln, dann Papst werden wollen – finde den Fehler!)
Dann kommt ein unsäglich kitschiges Lied darüber, was sie vom „lieben Papst“ erhofft. Da soll die Kirche alles zulassen, was irgendjemand „liebt“, und nichts Böses vertuschen. Und wenn man denkt, schlimmer wirds nimmer, tritt Guido Maria Kretschmer auf. (Nach dem musste ich googeln. Ich finde ihn uninteressant.) Im Gespräch vertraut sie ihm an, dass es ja auch einen guten Teil an der Kirche gibt. Das bejaht er und redet davon, wie schön er die Atmosphäre in leeren Kirchen findet. Und dass er Opferkerzen auch mal auf dem Altar aufstellt, damit es besser wirkt. Sie erzählt, dass die Beichte sie praktisch aus der Kirche getrieben hat (und das glaube ich ihr, grässlich schlechte Kinderkatechese ist ein Problem und war es auch schon in den 90er Jahren. Aber dass sie über Dinge wie Sünde und Vergebung seitdem offenbar nicht ernsthaft nachgedacht hat, liegt an ihr selbst.) Und dann witzeln sie über „Modesünden“.
Und das war’s auch schon. Also, das war schon alles, was Madame Kebekus zum Thema Kirche, Kardinäle und Konklave zu sagen hat.
Door sitten se noch bet up hüüt un düssen Dag.


