In Ulm wurde am eben vergangenen Sonntag ein Weltrekord für das Guinness-Buch der Rekorde aufgestellt – zwei Ulmer Metzger buken einen Leberkäse, der mit 161 Metern so lang ist wie das Ulmer Münster hoch. Der Erlös der an Schaulustige verkauften Leberkäsescheiben dient dem Erhalt des Münsters.
Halten wir fest:
1. Rekord, einfach so,
2. Fleisch, richtig viel,
3. Katholizismus!
Die Südwestpresse berichtet von Protesten von Veganern und Vegetariern:
Vom späten Vormittag an gibt es deshalb hundert Meter entfernt vom Donauufer in Ulms Neuer Mitte vegane Leckereien. Die Tierschützer von Peta werden ebenso vor Ort sein wie die Albert-Schweizer-Stiftung, die mit einem „Grunzmobil“ eigens aus Berlin angefahren kommt. In dem Anhänger, durch ein fünf Meter langes Schwein auf dem Dach nicht zu übersehen, will die Stiftung mit Filmen über moderne Tierhaltung aufklären. Dazu singt Musikerin PhoeNic Tierschutzlieder. Und natürlich gibt‘s allerlei Stände mit Infomaterial.
Die Information des Veganerbundes trägt eine Karikatur: das kotzende Ulmer Münster vor einem wurmartigen Leberkäse in einer Blutlache, darüber: „TÖTEN FÜR DEN GUTEN ZWECK?“ Sentimentaler ging es wohl nicht?
Den Protesten schloss sich auch die Grüne Jugend Baden-Württemberg an, die auf facebook schrieb:
LEBERKÄSE? TOFU UND SEITAN!
So, da das mit dem Kulturkampf um den Gender-Star ja so viel Traffic in den Kommentaren erzeugt, legen wir gleich mal nach:
Morgen soll in Ulm der längste Leberkäse der Welt fabriziert werden. Klingt pervers, ist auch so! Zum Glück gibt es reichlich vegane Alternativen, die ein paar Schritte weiter ebenso präsentiert werden. Die Grüne Jugend Ulm, Neu-Ulm, Alb-Donau ist dabei! Ihr auch?
Ich will an dieser Stelle sachlich bleiben, was ein bißchen schwer fällt. Selbstverständlich ist es richtig, gegen übermäßigen Fleischkonsum und gegen tierquälerische Massenproduktion zu protestieren. Aber hier ging es um den Anspruch, moralisch über Fleischessern zu stehen. Bei der Grünen Jugend ist dieser Anspruch zum Politikum geworden. Das ist peinlich.
Noch peinlicher wird es, wenn ich mir anschaue, was die Grüne Jugend Berlin über den Schutz von Menschen schreibt:
… Der Jährliche „Marsch fürs Leben“, auf dem selbsternannte Lebensschützer*innen gegen das Recht auf Abtreibung kämpfen, zeigt, mit welcher Systematik patriarchale Gruppen gegen Frauen*-Inter- und Transpersonen vorgehen. …
Ein „Recht auf Abtreibung“ wird hier postuliert – daß es nach deutschem Recht nicht existiert und nach Naturrecht nicht existieren kann, bleibt unbeachtet. Ein „Recht auf Abtreibung“ wäre das „Recht auf Vernichtung eines anderen Menschen“ – mithin das „Recht, die Rechte des anderen ultimativ zu missachten“. Ein Recht auf Unrecht. Ein Unrecht, das zu weit über 50% Frauen betrifft – denn über die Hälfte der Abgetriebenen ist weiblich, und die Mütter sind öfter durch das gesellschaftliche und familiäre Klima zur Abtreibung gebracht worden als durch einen wirklich freiwilligen Entschluss.
Grüne Meinung: Wer Tiere isst, ist böse – wer findet, daß Menschenkinder unter allen Umständen erhaltenswert sind, auch. Ich gehöre übrigens als Katholikin und Lebensschützerin keiner „patriarchalen“ Gruppe an, sondern einer Gruppe, die mich respektiert. Ihr braucht mich nicht zu befreien: Emanzipiert war ich schon, als Eure Eltern noch in die Windeln gemacht haben, Ihr Grünen Jungen und Mädchen!
Dazu fällt mit als Kommentar nur ein:
Liebe Leberkäser und Leberkäserinnen, liebe Veganer und Veganerinnen, liebe Grüne und Grüninnen, nehmt doch bitte mal Bert Brecht zur Kenntnis: Wer aus Prinzip eine Verbeugung macht und wer aus Prinzip keine Verbeugung macht, leiden beide an der gleichen Krankheit.
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Die LeberkäserInnen haben ja keine Probleme mit den VeganerInnen. Sondern nur umgekehrt.
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Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Aktion auch für mehr schlecht als recht halte. Leberkäs ist nicht nur ein Produkt, dieses Produkt war mal ein Lebewesen.
Ich finde auch, dass Vergleiche zu Abtreibung hier fehl am Platz sind. Denn das eine rechtfertigt nicht das andere oder besser gesagt, das sind zwei verschiedene Themen.
Ich lebe seit ich denken kann in Ulm. Und das Ulmer Münster habe ich schon einige Male besucht. Nichts desto trotz hätte es auch leidfreie Alternativen gegeben. Doch wie man das betrachtet hängt auch stark vom Blickwinkel ab. Für denjenigen, der Fleisch isst, ist das meist nicht mehr als ein Produkt. Für den Veganer ist dieses Produkt jedoch oftmals verbunden mit Tierquälerei, Umweltschäden, Ressourcenverschwendung (desto mehr billiges Fleisch wir hierzulande essen, desto weniger Nahrung haben Menschen in Entwicklungsländern) und auch gesundheitlichen Folgen (verarbeitetes Fleisch wie hier der Leberkäs ist ein Karzinogen, das bei gesteigertem Konsum zu Magen und Darmkrebs führen kann)
In meinen Augen ist diese Spendenaktion ein absoluter Widerspruch.
Lg Cordula
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Willkommen auf diesem Weblog, Cordula.
Im Übermaß ist alles ungesund, nicht nur Fleisch. Deshalb ist der Hinweis auf die Gefahren von zu hohem Konsum von irgendetwas kein grundsätzliches Argument gegen irgendetwas.
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Nun ja, es gibt hierbei einen wesentlichen Unterschied. Im Übermaß ist alles ungesund. Doch verarbeitetes Fleisch ist nachweislich ein Karzinogen. Genauer gesagt ein Karzinogen der Klassifikation 1 ähnlich wie Asbest oder Nikotin. Das zumindest hat die Weltgesundheitsorganisation aus eine Meta-Analyse von über 800 Studien so nachgewiesen. Insofern ist im Übermaß rauchen gewiss ungesund, doch niemand würde sagen moderates rauchen sei gesund.
Nähere Informationen dazu hier: http://www.cancer.org/cancer/news/news/world-health-organization-says-processed-meat-causes-cancer
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Ich stamme aus einer langlebigen ostpreußischen Gastwirtsfamilie. 😉
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Willst du damit so etwas aussagen wie: Der eine Kettenraucher, der über 90 geworden ist, ist aussagekräftiger als all die Menschen, die jedes Jahr an den Folgen des Rauchens erkranken und sterben?
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Nein. Ich möchte damit nur sagen, daß ich keine Lust auf diese Diskussion habe.
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Und das soll bedeuten…?
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Nun ja, sinnlose Diskussionen möchte ich auch nicht führen.
Ich hätte nun nicht erwartet, dass du dich für Ernährung interessierst. Doch dass ein gewisses Interesse an neuen medizinischen Erkenntnissen besteht, gerade bei jemandem der ebenfalls einen medizinischen Beruf ausübt und da du ja selbst eigentlich auf diesen Punkt eingegangen bist, das hätte ich dann schon, statt nur mit den üblichen Bagatellantworten daher zu kommen.
Muss aber jeder selber wissen.
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Cordula, Menschen haben Eckzähne, bilden Enzyme, die der Fleischverarbeitung dienen und haben einen Darm, der im Verhältnis zum Körper auf Gemischtfresser (also Fleisch und Pflanzliches) deutet. Außerdem sind sie trotz jahrtausendelangem Fleischkonsums immer noch nicht ausgestorben. Ich übe übrigens keinen medizinischen Beruf aus, sondern habe zuweilen alten Leuten beigestanden.
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Claudia,
hast du dann nicht auch eine Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin abgeschlossen?
Davon abgesehen, geht es um die Deckung aller nötigen Nährstoffe, so brauchen wir Menschen überhaupt keine Tierprodukte. Weder Fleisch, Fisch, noch Milchprodukte oder Eier.
Allesesser oder Eckzähne (das meinst du nicht ernst, oder? Es gibt auch Herbivore mit ziemlich scharfen Eckzähnen) hin oder her, du hast jederzeit die Wahl dich gegen den Tod eines Tieres zu deinem Konsum zu entscheiden.
Ich habe diese Realität nicht gemacht. Ich weise lediglich darauf hin, dass die Weltgesundheitsorganisation sagt, dass verarbeitetes Fleisch, also Leberkäs, Speck, Salami etc. ein Karzinogen ist und desto mehr man davon konsumiert, desto größer die Wahrscheinlichkeit davon Magen. sowie Darmkrebs zu erhalten.
Das Fleisch, das die Menschen vor tausenden von Jahren gegessen haben ist ein anderes als heute. Heute sind die Tiere so ziemlich überzüchtet und haben mit ihren natürlichen Vorfahren absolut gar nichts mehr gemein. Das kann man so also nicht vergleichen.
Auch entscheidend ist, dass die Menschen vor tausenden von Jahren nicht so viel Fleisch gegessen haben wie heute. Heute isst der Durchschnittsbürger 60 kg Fleisch pro Jahr. Empfohlen und als gesund gewertet werden lediglich knapp 15 kg. 300 g pro Woche laut Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
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Nein, ich habe nicht eine Ausbildung zu irgendetwas abgeschlossen und das auch nie behauptet. Abgesehen davon hatte ich während meiner Arbeit in verschiedenen Pflegeheimen nie auch nur eine einzige vegetarisch lebende Kollegin.
Und damit gut.
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Du willst über das Thema urteilen. Das ist ja auch okay. Nur dann solltest du dich auch über das Gesamtkonstrukt in Kenntnis setzen.
Verarbeitetes Fleisch ist ein Karzinogen. Das ist eine Tatsache.
Genauso wie, dass für Tierfutter Regenwald abgetodet wird. Oder dass die durch den Menschen genutzten Fischbestände in den nächsten 30 Jahren drohen vollkommen leer gefischt zu sein. Das heißt dann leere Weltmeere.
Alles weil sich Leute wie du nicht mit der Realität beschäftigen wollen, sondern lieber gegen Leute argumentieren, die auf eben diese Realität hinweisen. Wie ethisch im christlichen Sinne ist das eigentlich?
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Du urteilst gerade nicht über das Thema, sondern über mich. Das ist natürlich viel besser. 😉 Und damit gut.
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Nun ja, du urteilst auch über Vegetarier und Veganer. Und du gehst dabei sogar soweit vermeintlich zu wissen was man über fleischessende Menschen denke. Demzufolge darf ich dich auch anhand des Inhalts, den du von dir gibst, beurteilen.
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Hallo.
@Cordula Ich habe jetzt nirgends in der Kommentardebatte hier ein Urteil über Vegetarier und Veganer gelesen.
Statt dessen fällt mir auf, dass ihr aneinander vorbeiredet und dass du eine gewisse Tendez zu haben scheinst, wie du über Menschen denkst, die Fleisch essen. Das ist natürlich normal, Vorurteile hat jeder, du scheinbar über alle Menschen, die nicht vegetarisch oder vegan leben.
Nur leider kommt man mit solchen Verallgemeinerungen in Debatten nicht weiter. Vielleicht einfach mal leben und leben lassen…
P.S. nicht jeder der Fleisch u.a. tierische Produkte konsumiert tut dies in unvernünftigen Mengen oder kauft aus Massentierhaltung. Nachhaltige Landwirtschaft im BIO-Sinne gibt es auch in Bezug auf Tiere.
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